Freitag, 27. November 2009

Geburtstagstraditionen im „Amazing Grace Children’s Home”

Jetzt bin ich(Laura) 20 Jahre alt….ganz schön alt…oder jung. Wie man’s sieht. Geregnet hat es am 20. November 2009 in Malalane. Eigentlich hätte ich dieses Jahr einen sonnigen Geburtstag erwartet. Angefangen hat mein Tag mit einem Marsch durch den Matsch in Richtung Küche. In der Hand hatte ich eine Tüte mit Kuchen. Der Kuchen wurde mir schon vor ein paar Tagen von einer Freundin, Alexa, vorbei gebracht. Die Kinder die noch hier im Zenter waren, fanden diese Tüte natürlich sehr interessant und bevor ich in der Küche angekommen war hatte sich schon rumgesprochen dass es Kuchen gibt – der Weg vom Volunteerhaus in die Küche dauert circa eine Minute. Trotz des Regens kamen die noch hiergebliebenen Kindern aus allen Ecken gekrochen. Bevor der Kuchen allerdings angeschnitten werden konnte mussten noch die Mitarbeiter informiert werden. Recht geduldig warteten sogar die Kleinsten. OK, wieder durch den Regen. Mitlerweile hatte ich schon klitschnasse Haare. Naja, egal. Regen bin ich ja an meinem Geburtstag gewohnt. Auf dem Weg ins Büro noch einmal vorbei am Volunteerhaus, klopf klopf klopf. „Moment“, OK, doch erst zum Büro. „Oh, du hast heute Geburtstag!“, „Ja“. Von meinen beiden Chefs eine liebevolle Umarmung und jaja, sie kommen dann auch gleich in die Küche J. Zurück zum Volunteerhaus. Dieses Mal werde ich rein gelassen. Und wer erwartet mich dort :): Paula, Cynthia und Johann mit Muffins, Kerzen und einem Geburtstagslied. Voll schön :). Mit den dreien und den Muffins geht es wieder in die Küche. Mitlerweile sind dort auch die afrikanischen Freiwilligen und oh Wunder, unangerührt steht noch der Kuchen an seinem Platz. Die Kinder sind mitlerweile schon ganz aufgeregt. Meine beiden Chefs, Desmond und Novmula haben es noch nicht geschafft in die Küche zu kommen. Während Paula und ich ,den Kuchen versuchen so klein zu schneiden, dass jeder ein Stück abbekommt wird für mich gesungen. Sogar auf Siswati.

War total schön alle so glücklich zu sehen und so herzlich zu erleben !!

Für Desmond und Nomvula bin ich dann sogar noch mit einen Stück Kuchen für jeden in ihr Büro gekommen, hat sie sehr gefreut !


Um noch mit allen Kindern (viele waren vormittags in der Schule) meinen Geburtstag zu feiern, habe ich dann abends noch eine Kinonacht gemacht. Da freuen die Kinder sich immer besonders drüber. Kakao und Plätzchen gab es auch.

Kurz bevor diese starten sollte kamen noch Korbi und Julian vorbei. Als Überraschung. Habe ich mich total drüber gefreut! Julian ist vor circa zwei Wochen hier in Südafrika angekommen und Korbi haben Paula und ich auf dem Workshop in Nelspruit kennen gelernt. Beide sind auch Freiwillige aus Deutschland. War wirklich schön die Beiden zu sehen !! Habe sie dann auch direkt bei den Vorbereitungen für die Kinonacht eingespannt.Ich war gerade in der Kirche mit dem Projektor beschäftigt und auf einmal ruft Paula mich. Ich stürme natürlich sofort raus und…………werde von Dan (einem Jungen aus dem Zenter) mit einem Eimer Wasser überschüttet. Nicht viel später kommt auch Gabsile angerannt. Irgendwer hat es auch geschafft mein Gesicht mit Matsche einzuschmieren und naja, Dan und Gabsile blieben nicht die Einzigen die die Chance genutzt haben mich so richtig einzusauen. Richtig revangieren konnte ich mich natürlich nicht. Aber es hat einen Heidenspaß gemacht ! Naja, irgendwann wurde es dann auch ziemlich kalt in den nassen Klamotten. Aber es hätte sich einfach nicht gelohnt sich umzuziehen. Im „Amazing Grace Children’s Home“ ist es nämlich Tradition das Geburtstagkind mit allem was einem gerade in die Hände kommt zu überschütten. Hat wirklich Spaß gemacht, auch einmal das Geburtstagskind zu sein :).

Naja, das war auch schon mein Geburtstag. Mein erster Geburtstag in der Ferne. Mal gucken wie viele noch folgen. Denn es war ein sehr schöner Geburtstag. So viele liebe Menschen habe an mich gedacht, mich umarmt. Menschen die ich erst seit so kurzer Zeit kenne.


Und auch meine Lieben zu Hause haben an mich gedacht !

Ich danke euch allen ganz herzlich dafür, dass ihr es möglich gemacht habt dass mein Freund, Christoph mich ab dem 13. Dezember für 18 Tage in meinem neuen zu Hause besucht :).

Eure Laura :)

Montag, 23. November 2009

Wir leben noch...


also seit unserem letzten Eintrag ist wirklich eine Menge passiert !

Die abendlichen Lesegruppen machen wir nach wie vor. Mitlerweile sehen wir Beide auch, dass die Kinder sich wirklich verbessern. Und vor allem haben sie Spaß am Lesen, was uns sehr wichtig ist. Wir haben in den letzten Wochen das Internet nach Songtexten durchstöbert, um mit den Kindern ihre Lieblingslieder zu lernen. Jetzt wollen wir aber langsam wieder dazu übergehen, zu Büchern zu greifen.

Im Moment werden hier in Südafrika Examen geschrieben. Das Schuljahr endet im Dezember. Deswegen wird zwar nach wie vor die „Homeworktime“ um drei Uhr eingehalten, jedoch gibt es kaum noch Hausaufgaben zu erledigen. Entweder haben die Kinder nämlich ihre Examen hinter sich und befinden sich jetzt in einer wohl verdienten Ruhephase oder sie müssen für ihre Examen lernen. Seit letzter Woche machen die südafrikanischen Freiwilligen daher mit den Kindern Theatergruppen, Sportgruppen und was ihnen sonst noch so einfällt.

Das Wetter leidet seit circa einer Woche unter extremen Schwankungen. Die letzten zwei Tage hat es den ganzen Tag geregnet. Und es war tierisch kalt. Zumindest waren wir die Kälte nicht mehr gewohnt. Da haben wir dann erstmal gemerkt, wie nervig es sein kann, nur kaltes Wasser zu haben. Morgens wird man dann von den Schreien des jeweils Anderen, der schon unter der „Dusche“ steht geweckt (naja, ganz so schlimm war es nicht). Doch die Laune haben wir uns nicht verderben lassen. Am Morgen von Lauras Geburtstag wurde mit den Kindern im Regen getanzt. Bei uns sah das eher lustig aus, doch bei den Kindern saß jeder Schritt. Es ist immer wieder total toll die Kinder tanzen zu sehen!

Vor etwas mehr als einer Woche hat es so stark geregnet, dass unser Volunteerhaus dem Wasser nicht mehr standhalten konnte. In einigen Ecken ist Wasser reingelaufen und wir mussten unser Hab und Gut schleunigst auf Tische, Stühle und unser Bett verteilen. Das war am Abend eines unglaublich heißen Tages. Doch die meisten haben sich über den Regen gefreut, sich aus- oder umgezogen und sind schreiend, kreischend und lachend durch den Regen gerannt. Auf der Straße haben sich innerhalb von Minuten kniehohe Pfützen gesammelt, in denen wir dann baden gegangen sind. Die Kinder haben Radschläge auf der Straße gemacht und waren ganz aufgeregt. Es hat gedonnert, als würde der Himmel über uns zusammenbrechen. Am nächsten Tag waren es dann wieder 35 Grad. Ein wahres „Aprilwetter“!

Seit ein paar Wochen ist vor allem Paula damit beschäftigt,
zwei bis drei Mal die Woche mit den Kindern zum Optiker zu gehen.
Sie hat dort angefragt, ob es ihnen möglich wäre, die Kinder
ehrenamtlich zu untersuchen. Letztenendes wird jetzt mit allen
Kindern des Centres, die schon zur Schule gehen (also etwa 30!)
einen Sehtest gemacht. Sollte sich herausstellen, dass sie eine Brille brauchen (bisher sind es 2), wird diese vom Optiker finanziert. Zwei andere Kinder wurden schon kostenlos zu einem Spezialisten überwiesen und bei einem Mädchen wurde eine Störung festgestellt, die anders wahrscheinlich nicht aufgefallen wäre. Wir sind super dankbar dafür. Die Optikerin hat uns sogar gebeten, alle zwei Jahre mit den Kindern wieder zu kommen und jedes Kind, das neu ins Centre kommt vorbei zu bringen.


In der Kirche haben wir eine Therapeutin kennengelernt, die auf unsere Anfrage hin ab 2010 einmal wöchentlich kommen wird, um mit den kleinsten Kindern zu spielen. Eine andere Therapeutin möchte auch ehrenamtlich helfen, kann aber die Transportkosten nicht tragen. Da wird momentan noch überlegt, wie man das finanzieren kann aber wahrscheinlich wird sie ab nächstem Jahr mehrmals die Woche für die älteren Kinder da sein.

Seit circa zwei Wochen ist Cynthia mit in unserem Freiwilligenteam, dass nur noch aus drei Freiwilligen besteht. Johann ist gestern wieder zurück in das andere Centre von Amazing Grace bei Johannesburg gereist. Eingewiesen haben wir Cynthia so gut wir konnten. Auch eine Siswativokabelliste hatten wir für sie vorbereitet. Es ist nämlich manchmal ganz gut ein paar Wörter in Siswati zu können. Die Kinder können so nicht vorgeben einen nicht zu verstehen und die anderen Mitarbeiter freuen sich immer total, wenn man sie zumindest in ihrer Sprache grüßen kann und sich nach ihrem Befinden erkundigen kann. Cynthia kommt aus der Schweiz. Bevor sie zu Amazing Grace gekommen ist war sie schon vier Wochen in Südafrika, in einem Affenrehabilitationszenter.

Direkt am Anfang haben wir mit ihr (mal wieder) die Bücherei auf Vordermann gebracht. Bis jetzt sieht sie auch noch einigermaßen ordentlich aus. Ein wirklich funktionierendes Ausleihsystem muss allerdings immer noch her.
Letztes Wochenende haben Cynthia und Laura einen Tanzabend oder einen „Ballroomdance-Evening“ mit den Kindern gemacht. Vorbereitet hatten sie Standartänze, die sie in der Schweiz und Deutschland in der Tanzschule gelernt hatten. Nicht so einfach war, dass Beide natürlich nur die Damenschritte wirklich sicher tanzen.
Alle Kinder die Interesse hatten konnten Chachacha und Discofox lernen. Wieder einmal war man beeindruckt von dem Taktgefühl vieler Kinder. Schritte und Kombinationen für die wir Wochen gebraucht haben hatten einige innerhalb von Minuten raus.

Nun noch eben zu dem größten Projekt, das wir schon seit Wochen im Kopf haben und jetzt endlich gestartet haben. „Christmasdreams for the Amazing Grace Children’s Home“.
Vom 14. Dezember bis zum 24. Dezember können alle die helfen möchten zum Centre kommen und ihr Bestes für die Kinder geben. Ob es basteln, malen, zeichnen, spielen, streichen oder reparieren ist. Bei Amazing Grace gibt es einiges zu tun. Schön wäre es zum Beispiel wenn die Kinder neue Matratzen bekommen würden. Viele sind nämlich sehr durchgelegen. Einige Dächer sind undicht. Und da ab dem 11. Dezember Ferien sind, wäre es auch sehr schön wenn sich ein paar Leute finden würden, die einfach nur Zeit mit den Kindern verbringen.
Mit den „Chirstmasdreams“ (Weihnachtsträumen) versuchen wir Beiden die Hilfsbereitschaft der Außenstehenden zu koordinieren. Schon oft wurden wir angesprochen und gefragt wir man helfen kann.
Am 29. November wird es ein erstes Treffen geben zu dem möglichst alle die helfen möchten kommen. Alle Helfer werden wir im Heim rumführen. Danach machen wir zusammen ein Brainstorming und werden die Projektwoche im Dezember soweit es geht planen. Letzten Sonntag haben wir Flyer verteilt. Wir hoffen unser Idee stößt auf große Resonanz !!

Nicht nur vor Ort kann man was tun, auch ihr könnt helfen. Wenn ihr Ideen habt schreibt uns einfach an (Laura: LauBasler@gmx.de, Paula: paunij@hotmail.com).

Freitag, 20. November 2009

Novemberbericht




Andere Länder, andere Sitten

„Kijima, kijima!“ schreit eines der 40 Heimkinder, was so viel heißt wie „renn, renn!“. Ich wollte mich gerade hinsetzen, um den Bericht für die Zeitung zu schreiben. Doch dann springe ich sofort auf um zu sehen, warum es so eine Aufregung gibt. Ich schaue aus dem Fenster meines „Freiwilligenhäuschens“ und sehe, wie Issa von einem Jungen mit einem Wassereimer in der Hand gejagt wird. Ich lache, denn ich weiß sofort, worum es geht. Heute ist Issa´s Geburtstag und es ist Tradition, dass das Geburtstagskind an seinem Ehrentag ordentlich nass gemacht wird. Das will ich mir nicht entgehen lassen und stürze aus dem Haus um hinter Issa her zu rennen. Ich fange ihn und er kriegt eine ordentliche Ladung Wasser ab. Er hat Glück, dass es nur Wasser ist. Ich habe diese Tradition an meinem Geburtstag auch zu spüren bekommen, allerdings mit einem Eimer voll Schlamm und bis dahin wusste ich noch nicht, dass man sich an seinem Geburtstag in Acht nehmen muss, war also völlig unvorbereitet.
So feiern die Kinder hier in Südafrika ihre Geburtstage und bei der Hitze ist es wirklich sehr erfrischend.
Auch bei der Hochzeit wird man von Traditionen nicht verschont. Der Bräutigam hat es besonders schwer. Will er seiner Braut eine Rede halten, stellen sich seine besten Freunde vor ihm auf und erschweren ihm den ohnehin schon aufregenden Auftritt. Sie wiederholen seine Worte in lustigen Stimmen, bewerfen ihn mit Papierfliegern, lachen in ernsten Momenten und schweigen bei Witzen. Für den Bräutigam eine wahre Prüfung, für die Gäste und die Braut ein heiden Spaß.
Insgesamt ist das südafrikanische ein ganz fröhliches, aufgeschlossenes und unbeschreiblich gastfreundliches Volk. Man grüßt sich grundsätzlich, ob man sich kennt, oder nicht. Man fängt ein Gespräch immer an, indem man sich nach dem Wohlergehen erkundet und man spricht sich mit „sisi“ („Schwester“) oder „buthi“ („Bruder“) an. Ich bekomme eine Einladung nach der anderen, ob es zum Essen, zur Internetbenutzung, zum Duschen oder sogar zum Schlafen ist.
Das kann ich nach etwa drei Monaten Aufenthalt in Südafrika über die Südafrikaner sagen. Was ich allerdings in dieser Zeit über die Deutschen erfahren habe war etwas ganz Anderes, für mich jedoch leider nicht ganz neu.
Die Deutschen tragen Socken in Sandalen. Die Deutschen haben komische Frisuren. Die Deutschen tragen immer Sportsachen. Die Deutschen rasieren sich nicht. Die Deutschen sind unfreundlich, arrogant und alles andere als gastfreundlich. Die Vorurteile reichen also bis in den südlichsten Süden von Afrika. Schade.
Doch nachdem ich all das gehört hatte, habe ich mich dann doch nochmal genauer umgehört und mit einem jungen Mann geredet, der englisch, deutsch, afrikaans, siswati, zulu und ein bisschen niederländisch spricht. Er hat regelrecht von der deutschen Sprache geschwärmt und mich darauf aufmerksam gemacht, wie schön sie doch ist. Sie klingt vielleicht nicht schön, wie es mir die Kinder hier im Heim mir immer wieder bewusst machen, wenn sie Laura, meine Weggefährtin für dieses Jahr, und mich nachmachen. Immitieren sie die deutsche Sprache verziehen sie das Gesicht und drücken ein „Chikrichastichuzu“ heraus, was sich tatsächlich sehr aggressiv anhört.
Doch hat die deutsche Sprache eine harte Schale, so hat sie doch einen sehr weichen Kern. Schaut man nämlich genau hin sind unsere Wörter sehr liebevoll zusammengestellt. So ist zum Beispiel ein „Fernseher“ ein Gerät, mit dem man in die Ferne sehen kann. „Beglückwünscht“ man jemanden, so wünscht man ihm Glück. Eine „Hochzeit“ ist eine wichtige, hohe Zeit und auf einem „Fiedhof“ findet man Frieden.
Kennt man also diese Worte nicht in der jeweiligen Zusammensetzung kann man sich dennoch gleich ein Bild machen, von dem, was man hört. Ganz im Gegenteil zu einem „Sandwich“, bei dem es sich keineswegs um Sand handelt oder einem „Hotdog“, der mit heißen Hunden hoffentlich nicht viel zutun hat.
In dem Sinne sage ich jetzt „hamba kahle“, was so viel heiß wie „geh gut“ und gehe davon aus, dass Sie wissen, was gemeint ist.