Dienstag, 27. Oktober 2009

Mosambik

23.10.09 – 26.10.09

Jetzt sind wir gerade zurück von unserem Trip. Es war einfach toll.
Am Freitag sind wir mehr oder weniger völlig ohne Plan losgefahren. Nur das Auto war gemietet. Ein Toyota, leider ohne Radio! Dabei hatten wir Beide uns total darauf gefreut endlich mal in guter Qualität laut Musik zu hören, naja, da konnte man wohl nichts machen. Los gings !! Auf nach Xai-Xai. Das hieß auf der linken Seite Auto fahren, die Grenze überqueren, ein neuer Stempel im Reisepass und ein unglaublich schönes Land entdecken!

Wir sind so circa um 10 Uhr aufgebrochen. Unsere einzige Orientierung war das Foto einer Landkarte, das wir zum Glück noch vor der Abfahrt gemacht hatten. Mutig hat Johann die erste Etappe bis zur Grenze übernommen, wo wir dann direkt von einem selbsternannten Immigrationshelfer empfangen wurden. Natürlich hat der nicht ganz unentgeldlich gearbeitet, doch Zeit ist Geld, dank ihm ging alles schneller, also hat es sich gelohnt. Also waren wir dann so gegen 12 Uhr in Mosambik. Kurz nach der Grenze hat Paula dann das Steuer übernommen. Um ein bisschen mehr von dem Land zu sehen haben wir beschlossen, den unkonventionellen Weg –über Moamba und Xinavane- zu nehmen. Wie sich herausstellte war es eine ganzschön holprige Angelegenheit. Im ersten Dorf haben wir direkt getankt, weil wir schon ahnten, dass uns danach eine lange Durststrecke erwarten würde. Natürlich hatten wir als Währung nur Rand und noch keine Ahnung, wie der Kurs war. Zudem war es garnichtso einfach, eine Tankstelle zu finden. Als uns an der ersten „Tankstelle“ von einer älteren kleingewachsenen Mosambikanerin gesagt wurde: „Petrol? No. Today empty“-wir gehen davon aus, dass das die einzigen englischen Worte waren, die sie kannte, aber immerhin!- sind wir auf den ersten Weißen weit und breit gestoßen, der uns dann gezeigt hat, wo es Benzin gab. Für 25 Euro vollgetankt ging es dann weiter. Und zwar durch die Pampa. Weit und breit nichts und immer wieder tauchten Menschen auf der Straße auf, bei denen man sich fragte, wo sie herkamen und wo sie hin wollten. (Kurzer Fahrerwechsel: Laura durfte nun ihr Können im Sand vorwärts zu kommen beweisen.) Auch bei einer Pinkelpause kam ein Junge aus dem Gebüsch hervor, den wir dann direkt fragten, ob er ein Foto von uns machen könne. Leichter gefragt als getan. Er hatte vorher scheinbar noch nie eine Kamera in der Hand gehabt. Nach kurzer Einweisung -selbstverständlcih mit Händen und Füßen, da er kein englisch und wir kein portugisisch konnten- hat er dann ein Foto von uns geschossen.


Wir haben ihn dann zum Dank ein Stückchen in unserem Auto mitgenommen. Und weiter ging es auf der Holperstrecke, Paula hatte das Steuer jetzt wieder in der Hand, immernoch nicht sicher, ob wir überhaupt richtig waren (wir haben zwischenzeitig den Kompass zur Hilfe genommen). Nachdem wir die „Autobahn“ verlassen hatten gab es nämlich keine Straßenschilder mehr. Doch wie aus dem Nichts tauchte nach etwa 3 Stunden Zivilisation auf. Und mit ihr auch Polizisten, die uns prompt anhielten und behaupteten, wir seien zu schnell gefahren. Doch von einem Freund wussten wir schon, dass die Polizei in Mosambik das gerne tat, Somit hat Paula der Polizei so lange von ihrem Freiwilligendienst in Südafrika, dem wunderschönen Mosambik, ihrem Geburtstag vor Kurzem und ihren Freunden, die alle zur WM kommen werden und dann auf ihre Empfehlung hin auch Mosambik besuchen werden, erzählt, bis die Polizisten weich geworden sind und wir uns die 30 Euro Strafe sparen konnten.

Letztenendes haben wir Xai-Xai dann um 18 Uhr erreicht. Doch das hieß noch lange nicht, dass wir das Meer schon erreicht hatten. Das versteckte sich nämlich hinter unzähligen weiteren Bergen. Dort angekommen hieß es wiederum noch lange nicht, dass wir wussten, wohin mit uns… doch war Steven schon zur Stelle. Wie sich nachher rausstellte war Steven einer der vielen Straßenverkäufer (alles Kinder oder Jugendliche!) und kannte den Hausmeister eines sehr, sehr schönen Ferienhäuschens, das wir dann über das Wochenende für nur etwa 12 Euro pro Pers/Nacht unser nennen durften. Meeresrauschen zum Einschlafen war inklusive J.Da wir wie schon erwähnt völlig unvorbereitet waren hatten wir natürlich auch nichts zum Essen. Daher sind wir in ein nettes Restaurant ganz in der Nähe gefahren ( Laufen war uns zu unsicher) und haben es uns dort gutgehen lassen. Es war ein sehr lustiger Abend.
Samstag morgen musste erstmal für Frühstück gesorgt werden. Das war ein Erlebnis für sich! Denn das Wort „Supermarket“ (Wir haben alle Varianten probiert: Supermercado, Superspar, Spar, Market…) schien den Einheimischen nichts zu sagen. Letztendlich landeten wir in einem Krämerladen, in dem es immerhin Cornflakes, Butter, Milch, Eier, Saft, Nudeln und Tee gab. Nachdem wir um ca. 7 Uhr von Johann mit den Worten: „Leute, es ist jetzt auch schon nach sieben!“ geweckt wurde, konnten wir dann um 10 Uhr frühstücken.
Als wir uns dann bei den Straßenverkäufern, die schon morgens um 7 Uhr vor unserer Tür saßen, eingedeckt hatten ging es an den Strand. Dort gab es dann gratis noch einen Sonnenbrand dazu. Und zwar für alle. Mit hungrigen Bäuchen wollten wir uns dann Abendessen kochen, doch sind zunächst auf einen nicht funktionierenden Herd gestoßen. Kein Problem für unseren Hausmeister! Innerhalb von wenigen Minuten hat er ein herrliches Feuer für uns hergerichtet, auf dem wir dann im Garten gekocht haben. Das war mal was Anderes und das Essen schmeckte.
Sonntag morgen (wir haben übrigens spontan beschlossen, einen Tag länger zu bleiben, weil es uns so gut gefallen hat) hieß es dann „Mercado Limpopo“. Bis wir es um 2 Uhr wegen der Hitze einfach nicht mehr augehalten haben. Zurück nach Hause, noch kurz an den Strand, ab in den indischen Ozean und wieder Abendessen vom Spezialherd. Wir sind dann auch relativ früh ins Bett gegangen, da wir heute um 7 Uhr losfahren wollten, um noch einen Abstecher nach Maputo zu machen. Eine arme, kaputte, volle, für mosambikanische Verhältnisse große und dreckige, für uns völlig neue Stadt. Nach einem leckeren Essen im Café Mará haben wir nach relativ langer Suche noch Holzwarenhändler gefunden, wo wir nochmal ordentlich zugeschlagen haben. Mitlerweile war es 15 Uhr. Das Auto sollte um 17Uhr wieder in Malelane abgegeben werden….jetzt aber flott !!!
Wir haben es geschafft ! Ohne erwähneswerte Ereignisse , wenn man von den auf voll beladenen Lastern (mit ungesichterter Ladung) sitzenden Menschen absieht, sind wir wohlbehalten und mit vielen neuen Eindrücken wieder zu Hause angekommen.
Empfangen wurden wir von strahlenden Kindern, die uns übers Wochenende vermisst hatten.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Langweilig wird uns hier nicht

Jetzt haben wir beide schon ganz schoen lange nichts mehr von uns hoeren lassen.
Das liegt daran, dass hier so unglaublich viel passiert.
Vorletzte Woche, also Ende September waren wir auf einem so genannten Youth-Leader-Workshop. Das war ziemlich cool!
Also wir sind mit der Erwartung in den Workshop gegangen, dass wir ganz viele Jugendliche aus allen moeglichen Laendern kennen lernen, andere Freiwillige eben. Letzten Endes waren wir Beiden die einzigen Weißen die an dem Workshop teilgenommen haben. Wir haben in Zelten geschlafen und nein, es war nicht kalt. Wir waren so cicra 25 Teilnehmer, viel mehr Maedchen als Jungen. Es war voll schoen mal mit einheimischen Jugendlichen in Kontakt zu kommen.

Wir haben innerhalb dieser 5 Tage auch ziemlich viel fuer unsere Arbeit hier mit den Kindern gelernt. Es war einfach cool. Ist nur gar nicht so einfach zu sagen, was wir genau gelernt haben.
Wir haben unter anderem mit dem sogenannten „Memorybook – The hero within me“ gearbeitet. Dieses Heft zeigt, dass in jedem ein Held steckt. Am Anfang hat man ein Bild von sich selber gemalt, wie man sich sieht. Es gab auch eine Seite „My familiy road“. Also vielleicht kann man sagen, dass man sich durch dieses Buch mit seiner Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft auseinander setzt. Mit positiven und negativen Dingen eben. Auf einer Seite sollte man auch seinen eigenen Held aufmalen und auf einer anderen das Monster im eigenen Leben. Das konnte sowohl Schuechternheit sein, als auch Personen.
Wir haben uns nicht nur mit diesem Buechlein beschaeftigt. Uns wurde auch beigebracht, wie man -naja- gut zu hoert. Counselling in Englisch. Wir haben wirklich viel gelernt.
War nur schade, dass der Workshop waehrend der Ferien war. So konnten wir die Ferien nicht mit den Kindern verbringen, dabei hatten wir echt schöne Dinge für sie gaplant. Aber man kann ja nicht alles haben…

Aussicht aus dem Seminarraumfenster


Dann sind wir seit 1 ½ Wochen schon wieder hier. In der Zeit sind wir aus unserem alten superschoenen großen Zimmer ins Volunteerhaus umgezogen. Hauptsaechlich, weil wir gemerkt haben, dass wir Volunteers mehr Platz haben als die Kinder. Das geht natuerlich nicht!! Unser altes Zimmer wird bald an ein paar von den kleinen Jungs abgegeben. Genauer gesagt an vier. Zwei sind HIV-Positiv und die andern Beiden sind die Juengsten in den großen Schlafraum von Jungen. Wir haben uns die vier rausgepickt, die mehr Schlaf brauchen. Das Volunteerhaus hat so einige Vorteile J. Wir haben jetzt unser eigenes Bad. Das ist ziemlich cool. Unser eigentliches Zimmer ist jetzt kleiner. Aber dafuer haben wir jetzt einen Gemeinschaftsraum, so ein Mischmasch aus Kueche, Flur und Wohnzimmer. Das zweite Zimmer hier bewohnt zur Zeit Johann.
Also seit letztem Freitag haben wir auch wieder neue Freiwillige. Sind im Moment nur Deutsche hier. Also Johann ist auch mit den Eine Welt NETZ in Suedafrika. Eigentlich ist er in Johannesburg untergebracht, in dem anderen Center von Amazing Grace. Aber jetzt besucht er uns einfach mal fuer nen Monat. Er ist voll ueberraschend hier aufgetaucht. Die Jennifer ist auch am Freitag angekommen. Sie ist von AWSOME Travel und bleibt auch fuer 4 Wochen. Einen weiteren neuen Freiwilligen haben wir nocht zu bieten: den Sascha aus Bayern. Er ist schon oefter hier gewesen und dieses Mal auf eigene Faust. Jaja, hier passiert schon einiges.
Seit Freitag ist Grace auch hier in Malelane. Also Grace ist die Gründern von Amazing Grace, daher auch der Name. Mit ihr hatten wir bis jetzt nicht so viel Kontakt. Nur ganz am Anfang, als wir in Johannesburg angekommen sind. Koennt ja noch mal zu unserm ersten Eintrag aus Suedafrika zurueck „blaettern“. Wir hatten ein Meeting mit allen Staffmembers und ein Einzelmeeting mit Grace. Einige Sachen, die uns hier aufgefallen sind konnten wir da ansprechen.
Wir haben jetzt noch etwas neues eingefuehrt. Eine neues rein und rausgehsystem. Also bis jetzt gab es nur die Regel, dass kein Kind das Heim verlassen darf. Da hat sich aber niemand dran gehalten. Jetzt werden die Tore wirklich immer geschlossen sein nach der Schule und die Kinder koennen nur noch mit einem sogenannten Permission-Ticket raus aus dem Heim. Und natuerlich wird kontrolliert, ob sie die Erlaubnis hatten raus zu gehen, wenn wir sie wieder rein lassen, anhand dieses Tickets. Wenn nicht, dann gibt es als Strafe einen Entzug von Privilegien. Das heißt zum Beispiel, dass sie an einer Movienight nicht teilnehmen duerfen. Auf diesem Ticket steht auch wann die Kinder wieder zurueck sein muessen. Wenn sie nicht pünktlich sind wird das natuerlich auch Konsequenzen haben. Das ganze ist fuer die Sicherheit der Kinder. Wir hoffen, dass alle Staffmembers mitarbeiten und es verstanden haben.
Ganz liebe Gruesse an alle, die mal wieder vorbei geschaut haben !

Dienstag, 6. Oktober 2009

zweiter Artikel

Hier wieder ein Zeitungsartikel. Ich habe ihn allerdings schon vor einiger Zeit geschrieben, daher hat sich einiges wieder geändert. Der Artikel ist also nicht mehr aktuell. Außerdem musste ich ihn kürzen, um ihn in der Zeitung drucken zu lassen. Hier bekommt ihr also mehr Informationen :)


Ein ganz gewöhnlicher Tag

Ich schlafe. Das Licht in unserem Zimmer geht an. Ich schlafe nicht mehr.
Draußen ist es noch dunkel, doch das hält die ersten Kinder nicht davon ab, wie wild durch die Gegend zu schreien. Ich schaue auf die Uhr: fünf Uhr. Wie schön. Ich drehe mich um und schlafe weiter.
Ich wache ein zweites Mal auf. Diesmal ist es hell draußen, das Licht in unserem Zimmer ist aus, doch die Kinder schreien immernoch. Ich schaue wieder auf die Uhr: halb sieben. Zeit aufzustehen und die Kinder zur Schule zu bringen. Ich stehe auf und schaue, ob das Bad frei ist. Ja, ist es. Was ein Glück. Schnell ziehe ich mich an und gehe mich waschen.
Zehn Minuten später komme ich aus meinem Bereich des Heims in den Hof und genieße die ersten Sonnenstrahlen Südafrikas. Es ist noch ein bisschen kühl, doch ich weiß genau, wie sehr ich schon zwei Stunden später schwitzen werde, also genieße ich die kühle Briese.
Vom Hof aus geht’s in die Küche. Dort wartet mein morgenlicher Maismehlbrei auf mich. Ich nehme mir einen Teller voll. Einige Kinder huschen mit einem „Yebo“, was soviel heißt, wie „hallo“, oder einem „good morning“ an mir vorbei, denn sie müssen sich noch die Zähne putzen. Andere frühstücken noch und wieder andere sind schon los zur Schule. Ich setze mich neben Nonhlanhla, eines der etwa 20 Mädchen des Kinderheims und esse meinen Brei. Wir müssen uns beeilen. Es ist schon zehn vor sieben, um sieben müssen die Kinder los zur Schule.
Es ist fünf nach sieben. Alle Kinder sind schon mit anderen Freiwilligen zur Schule gegangen. Nur Nonhlanhla trödelt. Ich mache ihr ein bisschen Druck und siehe da: sie kann sich beeilen. Dann gebe ich ihr noch ihre zwei Orangen für den Schultag und wir eilen hinter den Anderen her Richtung Schule. Wir sind schnell und kommen noch pünktlich an. Die Kinder stellen sich-wie jeden Morgen-mit ihren jeweiligen Klassenkameraden auf und singen ihr Gebet. Um halb acht geht’s in die Klassen. Heute haben Laura (eine andere Freiwillige, mit der ich mein Jahr hier in Malelane verbringen werde) und ich ein „Meeting“ mit einer Lehrerin. Sie möchte einmal in der Woche Unterstützung von uns haben. Wir sollen mit den Kindern der vierten und fünften Klasse Schauspiel und Lesen üben. Außerdem nennt sie uns Schüler aus unserem Heim, die Probleme in der Schule haben, damit wir nachmittags mit ihnen lernen können. Nach zehn Minuten ist das Meeting dann auch schon beendet.
Wir gehen zurück zum Heim und nehmen dort unsere tägliche Büroarbeit auf, die meist aus Korrekturen von englischen Texten oder dem Bekleben von Ordnern besteht. Wir sind eigentlich eine dreiviertel Stunde zu spät, da wir eigentlich schon um acht anfangen sollen zu arbeiten, doch das macht nichts. Unpünktlichkeit macht bei der Büroarbeit selten etwas. Auch unsere Pausen dürfen wir uns nehmen, wie wir möchten. Also machen wir heute schon um zwölf Schluss, statt um eins und nutzen die Zeit, bis die Kinder von der Schule wiederkommen, indem wir die heimeigene Bücherei renovieren. Die Decke ist schon drin, die Wände sind gestrichen, also können wir heute anfangen, die Regale wieder rein- und einzuräumen. Die kleinen Kinder, die nicht in der Schule sind, „helfen“ uns. Eigentlich würde es ohne sie schneller gehen, doch das möchten sie einfach nicht verstehen. Also lassen wir sie machen. Wir haben ja Zeit. Zeit hat man hier genug. Wir sind früh genug fertig, um uns im Planschbecken mit den kleinen Kindern noch zu erfrischen. Das tut richtig gut bei den Temperaturen: Gefühlte 40°.
Gegen halb zwei kommen die ersten Kinder aus der Schule wieder. Noch haben sie ihre schwarz-gelbe Schuluniform an. Doch nicht mehr lange. Sie rennen in ihre Zimmer, um die dicken Pullover und Hosen schnell auszuziehen. Gegen zwei gibt es dann Essen-wieder Maismehlpap, wie wir ihn nennen. Doch erst müssen wir uns gründlich die Hände waschen, da hier mit den Fingern gegessen wird. Wir (Laura und ich) bekommen den Maispap mit Bohnen, da wir Vegetarier sind. Die Kinder bekommen heute was ganz Besonderes: Hühnerfüße. Und sie nagen sie tatsächlich bis auf die Knochen ab.
Vollgefuttert geht es dann an die Hausafgaben. Manche Kinder machen sie sehr gut und selbstständig, andere müssen erst aufgefordert werden und bei wieder anderen muss man erst durch Mitschüler herausfinden, ob sie wirklich keine Hausaufgaben aufhaben, oder ob sie gelogen haben. Oft lassen die Hausaufgaben sich ganz schnell machen. Danach nehmen Laura und ich uns die Kinder vor, die wir fördern wollen. Es sind elf an der Zahl. Wir teilen sie in zwei kleinere Gruppen auf. Es ist erschreckend. Unter ihnen sind zwölfjährige, die tatsächlich kaum lesen können. Sie müssten vom Level her in untere Klassen, sind jedoch schon zu alt und müssen jetzt hinter ihren Mitschülern herkommen. Da haben Laura und ich einiges vor uns.
Jetzt ist es schon fast vier Uhr. Wie die Zeit heute fliegt. Wir haben den Kindern versprochen, dass wir um vier mit ihnen einen kleinen Ausflug machen, also wird es höchste Zeit. Wir packen die Orangen zusammen, die wir für umgerechnet weniger als 80 Cent pro Sack mit jeweils fünfzehn Stück (und das ist schon teuer!), für die Kinder gekauft haben und gehen mit insgesamt dreißig Kindern und fünf Freiwilligen los. Das Ziel: „Fisheagle“. Ein bescheidener Rasenfleck, direkt am südlichen Ende des Kruger Nationalparks, von dem aus man einen super Blick auf den Krokodil-Fluss hat. Von unserem Heim aus dauert es zufuß nur etwa eine viertel Stunde dort hin.Wir konnten hier schon öfters Elefanten beobachten, die abends zum Fluss kommen um zu trinken. Auch heute haben wir Glück: Zwei Elefanten stehen keine hundert Meter von uns entfernt. Natürlich sind sie durch den Zaun des Nationalparks von uns abgesgrenzt. Etwa eine Stunde lang genießen wir den Ausblick. Dann ist es Zeit zurück zu kehren. Bald gibt es Essen.
Doch das scheint Londeka, eines der kleinsten Mädchen, nicht zu reizen. Sie will nicht gehen. Sie will auch nicht getragen werden. Sie will-wie so oft-einfach ein bisschen rumstänkern. Also dauert der Rückweg etwas länger als geplant. Zumindest für Londeka, noch drei andere Kinder, und mich. Die Anderen sind schon vorgegangen. Trotzdem schaffen wir es noch pünktlich zur „church“. So nennen die Kinder ihr Gebet vor dem Abendessen. Ich würde es Chor nennen und ich finde es wunderschön: die Kinder stellen sich im Hof auf und singen etwa fünfzehn Minuten lang. Einige Lieder kann ich schon mitsingen, obwohl sie siswati sind. Erneut werden die Hände gründlich gewaschen, um dann essen zu gehen. Zum Abendessen gibt es immer das Gleiche wie mittags. Doch abends warten Laura und ich schon auf das verschmitzte Lächeln der Jungs, die uns heimlich aus der Küche winken. Juhu! Es gibt wieder Salat! Heimlich haben Innocent und Zakehle Salat im Garten gepflückt und bereiten ihn jetzt hinter dem Küchenhäuschen zu. Wir sind eingeladen zu dem Festmahl und helfen natürlich gerne, den Salat zu zupfen. Zusammen mit den Bohnen und dem Maispap gibt das doch ein ganz anständiges Abendessen. So hocken wir da bis nach sieben. Jetzt ist es langsam Zeit, die Kinder alle zusammenzutreiben, damit sie sich alle die Zähne putzen. Um viertel vor acht möchte ich ihnen wieder vorlesen. Im „Sittingroom“ setzen sich diejenigen, die möchten zusammen und lauschen der Geschichte von Huckleberry Finn. Simanga ist schon auf meinem Schoß schon eingeschlafen. Es ist also höchste Zeit für die Kinder, ins Bett zu gehen. Ich bin auch schon ganz müde. Doch ins Bett kann ich noch lange nicht. Erst muss ich noch allen Kindern ausgiebig eine gute Nacht wünschen. Manchen auch zweimal oder dreimal. „sleep well! Lala kahle!“ heißt es dann. Bei 36 Heimkindern kann das dann dauern, bis man sich von allen für die Nacht verabschiedet hat.
Jetzt habe ich Zeit, zu duschen. Oder das zu tun, was ich hier als duschen bezeichne. Ich hocke mich in die Badewanne, lasse den Hahn, der etwa auf Schienbeinhöhe ist und aus dem ausschließlich kaltes Wasser kommt, laufen. Nun versuche ich mit dem Wasser meinen Körper sauber zu bekommen. Und man wird hier im Laufe des Tages schmutzig. Ob man will oder nicht. Weiße Anziehsachen sind tabu.
Als ich das geschafft habe bin ich auch schon wieder wach, dank dem kalten Wasser. Dennoch gehe ich jetzt in Lauras und mein Zimmer. Auf dem Weg dort hin kommen mir noch viel zu viele Kinder entgegen. Hatte ich ihnen nicht gesagt, sie sollen ins Bett gehen? Sie wollen mir nochmal „gute Nacht“ sagen. Na gut. Ein letztes mal. Jetzt aber ab ins Bett. Ich wusel mich durch die Kinder durch und gelange schließlich in mein Zimmer. Tür zu! Ruhe! Naja, nicht ganz. Hören kann ich die Kinder immernoch. Ich lege mich gerade in mein Bett, da klopft es an der Tür. Es ist Dan. Er hat sich beim Fußballspielen verletzt und möchte, dass ich ihm die Verletzung verbinde. Eigentlich habe ich das Varbandszeug ja für mich mitgenommen, doch zum Glück brauchte ich es noch nicht. Also kann Dan es haben. Ich habe ja genug. Fertig verarztet. Dan raus, Tür zu! Ruhe? Ich lege mich ins Bett neben Laura, die schon in ihrem Tagebuch schreibt und ziehe hinter mir das Moskitonetz zu und stopfe es unter die Matratze. Zum Glück ist das Licht noch an. Es wird nämlich zentral an und aus geschaltet. Es ist nur dann an, wenn der Motor für den Strom läuft. Und das ist vormittags, wegen des Büros und abends. Ist also ein Licht an, dann sind alle Lichter an. So habe ich noch ein bisschen Zeit zu lesen, bevor ich völlig geschafft um spätestens halb zehn einschlafe. Wieder ein Tag vergangen, ich freue mich auf morgen. Gute Nacht! Lala kahle!