Sonntag, 8. August 2010

Siyaya - wir sind dann mal wieder weg...

Unsere letzten Tage in Südafrika sind nun auch um. Freitag Abend haben wir uns noch von den Kindern verabschiedet und jetzt sitzen wir schon in Kairo und warten auf unseren Weiterflug nach Frankfurt. Wir freuen uns beide total auf zuhause. Dennoch hängen wir in Gedanken noch ein wenig bei den Kindern und in Südafrika. Der letzte Abschied Samstag Morgen war nämlich letzendlich doch leider sehr hektisch, da es Probleme mit dem Transport von Malalane nach Johannesburg gab und wir statt um eins schon um zehn aufbrechen mussten.

Am Donnerstag haben wir uns noch von den Mitarbeitern verabschiedet und sind mit ihnen in der Marula-Boma-Bar Brunchen gegangen.
Paula, Nomvula, Alfred, Desmond, Nadja, Laura, Mthunzi, Gladness (v.l.n.r.)

Der Abschied von den Kindern war schön, aber traurig. Wir haben eine Slideshow mit den schönsten Fotos und Videos des vegangenen Jahres vorbereitet und sie den Kindern über einen Beamer gezeigt. Danach gab es einen riesen Haufen Süßigkeiten, die im Sittingroom für sie ausgelegt waren. Die Kinder haben sich darüber gefreut wie eine Horde wilder Hühner. Den Kindern hat der Abend insgesamt total gut gefallen und wir haben alle noch richtig schöne letzte Stunden miteinander verbracht.

Jetzt sitzen wir also todmüde mit vielen Erfahrungen und Erinnerungen im Gepäck in Kairo und schreiben unseren letzen Blogeintrag. Von Minute zu Minute werden wird die Freude auf zuhause größer.


Wir danken Euch für Eure große Unterstützung, die Ihr uns in diesem Jahr wart.
Ein letzes "Tschüss", bevor wir Euch endlich wieder "Hallo" sagen.
- Salani kahle!




Mittwoch, 28. Juli 2010

Nun fangen die letzten Wochen an…


kaum zu glauben, dass ein Jahr jetzt so einfach um sein soll. Dass wir in weniger als zwei Wochen “Tschuess”, “Lebe wohl” und “Alles Gute” sagen und, dass wir viele dieser Menschen wahrscheinlich nicht wieder sehen werden. Wo ist die Zeit geblieben?
Und jetzt ? Einfach gehen?
Geht es einfach so weiter in Deutschland ?Vermutlich schon, aber fuer mich kann ich sagen, dass es einige Zeit brauchen wird, bis ich wirklich “Tschuess” zu meinem Leben hier gesagt habe und es in Deutschland weiter geht.
Fuer Paula faengt in ein paar Monaten ihr Medizin-Vorsemester an. Ich bin lustiger Weise auch in Koeln gelandet. Soziale Arbeit.
Aber nun mal zu dem was wir hier in letzter Zeit erlebt haben.Tim, einer der Freiwilligen aus dem Centre in Johannesburg hat uns fuer gute zwei Wochen besucht. Mit ihm und zwei anderen Freiwilligen bin ich in die Provinz noerdlich von Mpumalanga gefahren: Limpopo. Und mal wieder in den Kruger National Park, dieses Mal in den noerdlichen Teil.Spontan war ich mit Tim auch endlich mal in Swasiland, auf dem so genannten Bushfire-Festival.
War ziemlich schoen. Am selben Wochenende war ich auch auf einer Jazz-Party, die anlaesslich des bald anfangenden World Cups statt fand. Auch die Kinder haben das Centre auf die Weltmeisterschaft vorbereitet. Eine von Spenden gekaufte grosse Flagge wurde gekauft und mehrer Flaggen wurden gemalt. Auch wenn der World-Cup schon um ist, haengen die Flaggen immer noch. Am Anfang der Weltmeisterschaft hat man die Vuvuzelas so oft gehoert, und vor allen Dingen zu den unmenschlichsten Zeiten ( 6 Uhr morgens) dass man sie am liebsten alle weg geschlossen haette. Das hat sich mit der Zeit aber gebessert und der Sound der Vuvuzeals auf den zahlreichen Fanfesten versprach Spass!
Richtig toll war das Opening-Game. Die Stimmung war natuerlich super, nachdem Suedafrika das erste Tor geschossen hatte. Als Suedafrika dann raus war wurden auch die Vuvuzelas weniger. Die ersten Spiele waren meiner Meinung nach die mit der besten Stimmung.
Waehrend der World Cup seinen Lauf nahm haben wir mit den Kinder viel Spass gehabt. Es waren ja schliesslich Ferien. Extra lang wegen der Weltmeisterschaft, sechs Wochen. Fuer diese sechs Wochen wurde natuerlich viel geplant. Fuer jeden Tag war Programm vorgesehen. Dieses wurde aber letzten Endes nicht ganz durchgezogen. Einen der geplanten Trips haben wir aber gemacht. Mit allen Kindern sind wir zur “Matsamo Cultural Village” direkt an der Grenze zu Swasiland gefahren. Dieser Trip und die Verpflegung wurde nur durch eure Spenden moeglich gemacht. Vielen Dank.Im Centre wurde unter anderem eine Wand mit Handabdruecken bemalt, dazu noch ein Box (von Spenden finanziert ), die jetzt voll mit Spielzeug in der Buecherei steht.
Es gibt zwei Kinder die verantwortlich fuer die Spielebox sind. Sie ist abgeschlossen. Ansonsten waeren die Spielzeuge innerhalb weniger Tage weg. Mal gucken wie es klappt.
Ausserdem ist ein Freund von Paula und mir ein paar Mal waehrend der langen Ferien gekommen um ein bisschen Sport mit ihnen zu machen. Er ist der Trainer des Fitnessstudios zu dem wir seit Maerz gehen und hat waehrend seines Studiums schon mehrere Kids-Camps gemacht. Er hatte viele tolle Spielideen und hat uns dazu gebracht, uns rueckwaerts von einem Klettergeruest in die Haende der Kinder fallen zu lassen. Ja, die Kinder hatten ihren Spass! Wir haben einfach nur gedacht: “Augen zu und durch.”
Ausserdem haben wir die von Anne (sie war fuer acht Wochen Freiwillige bei Amazing Grace) mitgebrachte Fingerfarbe genutzt. Die Kinder waren erst etwas verwirrt. Ich glaube sie haben noch nie vorher mit Fingerfarbe gemalt. Hatten letzten Endes aber Spass und die Buecherei konnte wieder etwas dekoriert werden.Ein paar Mal haben wir uns waehrend der Ferien natuerlich auch auf den Weg zum Fish Eagle gemacht. Dies ist ein Fleckchen Grass, mit Pavillion, direkt an der Grenze zum Kruger. Die Kinder bedanken sich ganz herzlich fuer die Aepfel und den leckeren Saft bei euch :).
Auch ein paar Movienights hatten wir wieder. Die Kinder haben sich sehr gefreut.

Waehrend der Ferien war ich auch fuer circa eine Woche im anderen Centre von Amazing Grace bei Johannesburg und habe mir den Alltag dort etwas angeschaut. Man oh man. Dort war es wirklich kalt. Ich war froh eine Heizung fuer die Nacht zu haben. Tagsueber war das Wetter wie in Deutschland. Es war schoen in Johannesburg. Das Centre dort war frueher ein Pferdegestuet. Das Stadtzentrum ist ca eine halbe Stunde entfernt. Es war insgesamt sehr idyllisch. Paula hatte waehrend meiner Zeit in Johanensburg Besuch von ihrem Vater und war auf einigen WM-Spielen.
Vor einer Woche bin ich aus Namibia wieder gekommen, wo ich wirklich eine tolle Zeit hatte, mein letzter Urlaub, das letzte Mal ging es zurueck nach Malalane. Ich war in Swakopund, Walvis Bay, Uis, bei der White Lady, in Outjo, Windhoek und Rehoboth. Habe also den mittleren Westen von Namibia erkundet. Sehr deutscher Touch muss ich sagen. Ist ja auch kein Wunder bei der deutschen Geschichte. In Namibia habe ich insgesamt vier andere Freiwillige wieder getroffen, die ich auf dem Zwischenseminar kennen gelernt hatte. Eine von ihnen wird auch in Koeln studieren. Mit zwei von ihnen und einem Auswanderer aus Deutschland haben wir Namibia in einem Landrover unsicher gemacht. Das war ein Spass. Uebernachten im leeren Flussbett. Essen wird ueberm Feuer gemacht und schwimmen im kalten Atlantik.
Paula ist gerade aus Kapstadt wieder da, sie hatte dort zusammen mit einer Freundin eine total schoene Zeit.

10 Tage noch….
Wir freuen uns so auf euch !

Identity Documents

Tag 1
Ein grosses Projekt waehrend der Ferien war auch, zwei aelteren Kindern, die hier im Centre leben eine Identitaet zu besorgen. Eines der Kinder ist am Ende seiner Schullaufbahn angekommen und braucht die Identity Documents um seine Schullaufbahn abzuschliessen. Das andere Kind kann ohne die Identity Documents nicht anfangan zu studieren. Beide Kinder kommen aus Mosambik, in der Naehe von Maputo und haben auch noch Familie dort. Zuerst wurden voruebergehende Paesse in Nelspurit besorgt, so dass beide die Grenze nach Mosambik ueberqueren koennen. Am 30.06.2010 haben wir uns um 5.00 morgens zusammen mit einem Mitarbeiter auf den Weg gemacht. Eigentlich sollte es ganz einfac h sein. Ab zu den Home Affairs in Maputo, voruebergehende Paesse vorlegen und richtige Paesse bekommen. Hoert sich logisch an, finde ich. Zunaechst haben wir uns mit Filipe getroffen. Bis vor einem Jahr hat auch er im “Amazing Grace Children’s Home” gelebt. Nun ist er wieder zurueck in Mosambik, hat einen Job und moechte bald anfangen zu studieren. Die beiden Kinder mit denen ich unterwegs war, kannten Filipe auch noch und waren froh ihn wieder zu sehen. Da keiner von uns portugisisch kann, sollte Filipe der Uebersetzer sein. Wie sich letzten Endes raus stellte war er viel mehr als das. Ziemlich schnell fanden wir raus, dass der Prozess viel laenger dauern wird. Wir hatten geplant am Abend wieder in Malalane zu sein. Die beiden Kinder brauchten erst ihre Geburtsurkunden, danach koennen sie Identity Documents beantragen und erst dann bekommen sie ihren Paesse. Der Mitarbeiter musste noch am selben Tag wieder nach Hause. Da war ich also in Mosambik mit zwei Kindern und Filipe(den ich zu dem Zeitpunkt kaum kannte) und musste mich um ihre Paesse kuemmern. In einem Land, dessen Sprache ich nicht spreche. Zunaechst sind wir zu einem der Kinder nach Hause gefahren. Ich war froh, dass es sich nach ca 8 Jahren noch an den Weg erinnerte. Und dann standen wir auf einmal vor seiner Familie. Und ja, man konnte sehen, dass dies eine Familie war. Die Geschwister sahen sich alle sehr aehnlich. Wo war nun die Geburtsurkunde? In einem abgeschlossenen Raum. Und wo war der Schluessel? Nicht hier. Oh nein !! Letzten Endes fand sich ein Weg die Tuer auf zu kriegen und da war sie, die Gebuertsurkunde. Mitlerweile war es schon 3Uhr nachmittags. Nun mussten wir noch die andere Geburtsurkunde bekommen. Leider wusste keiner wo. Also haben wir erst ein Familienmitglied in Suedafrika angerufen, um eine mosambikanische Nummer zu bekommen, dort anzurufen und eine Wegbeschreibung zur Familie des Kindes zu bekommen. So weit so gut. Dort angekommen stellte sich heraus, dass es keine Geburtsurkunde gab. Auch die Mutter hatte keine. Was nun? Langsam wurde es dunkel. Ohne Zahnbuerste oder irgendwelche Wechselsachen mussten wir wohl eine Nacht in Mosambik verbringen. Da das Budget knapp war wollten wir moeglichst kein Geld fuer die Unterkunft ausgeben. Gluecklicherweise kannte ich von meinem letzten Besuch in Maputo ein Paar aus den Niederlanden, das in Maputo lebt und dort ein Doppelbett frei hat. Nach einigem Hin und Her habe ich auch das Haus wieder gefunden und ihnen eine Nachricht hinterlassen. Letzten Endes hat alles geklappt und jeder hatte ein Bett fuer die Nacht. Resume des Tages: eine Geburtsurkunde.Plan fuer den naechsten Tag: Um vier Uhr aufstehen um frueh bei den “Home Affairs” zu sein und irgendwie die andere Geburtsurkunde bekommen und das Identity Document fuer das andere Kind zu beantragen.

Tag 2
Nachdem wir schoen frueh aufgestanden sind und die Mutter des einen Kindes abgeholt hatten, waren wir frueh bei den “Home Affairs”. Um acht Uhr sollten sie oeffnen. Um halb neun wurde die Schlange vor den “Home Affairs” langsam laenger, aber offen waren sie immer noch nicht. Auch nicht um neun. Ich habe schon nicht mehr daran geglaubt, dass sie jemals oeffnen. Um zwanzig nach neun war es dann so weit. Ich musste immer im Auto bleiben, da ich weiss bin und weisse Menschen „Geld haben“…Filipe hatte sich mitlerweile auch wieder zu uns gesellt, nachdem er in der Nacht gearbeitet hatte. Nun mussten wir die Angestellten der “Home Affairs” davon ueberzeugen, uns eine Geburtsurkunde auszustellen. Irgendwie schaffte die Mutter des Kindes die Angestellten nach ueber einer Stunde und mit etwas zugestecktem Geld zu ueberzeugen. Wir hatten die zweite Geburtsurkunde! Nun stellte sich heraus, dass dem anderen Kind mit den Identity Documents hier nicht weiter geholfen werden konnte, da es keinen Computer gab. Wir mussten wieder zurueck zu den “Home Affairs” im Stadtzentrum. Bei der Geburtsurkunde des einen Kindes war naemlich nicht klar, wo sie ausgestellt wurde. Und nur dort wo sie ausgestellt wurde kann man das Identity Document anfordern, ein Computer war natuerlich auch notwendig. Auf dem Weg zu den “Home Affairs” im Stadtzenrum mussten wir noch eine Beglaubigung besorgen, die bestaetigt, dass die Geburtsurkunde echt ist. Normalerweise dauert dies mindestens einen Tag. Mit ein bisschen Geld hatten wie die Beglaubigung in ein paar Minuten. Filipe war wieder eine grosse Hilfe. Die Schlange vor den “Home Affairs” war, wie am vorrigen Tag wieder sehr lang. Um 3Uhr nachmittags wurden viele der wartenden Leute nach Hause geschickt. Auch das Kind mit dem ich unterwegs war. Ich schickte es noch einmal zurueck um ganz genau nachzufragen, was es das naechste Mal braucht um sein Identity Documet zu bekommen. Filipe ging mit dem Kind. Mit dem anderen Kind wartete ich im Auto, und wartete, und wartete…Auf einmal kam Filipe zurueck. Wir koennen das Dokument noch heute bekommen. Wir muessen nur ein bisschen Geld locker machen. OK, dachte ich mir, es wird mehr kosten noch einmal nach Mosambik zu fahren. Sind wir ein bisschen korrupt. So laeuft es einfach manchmal.Und nachdem es morgens noch so aussah als ob wir nicht viel weiter kommen wuerden hatten wir am Ende des Tages eine Geburtsurkunde mehr und ein Identity Document wuerde in zwei Wochen fertig sein. Zeit wieder nach Hause zu fahren. Nachdem die Geburtsurkunde am 1.7. ausgestellt wurde musste mindestens eine Woche gewartet werden, bis das Kind ein Identity Document beantragen kann. Das Identity Document des anderen Kindes wird erst in zwei Wochen fertig sein.Mein Job ist hier getan…endlich J.Auf dem Weg aus Maputo raus wurden wir natuerlich noch von der Polizei angehalten. Ich war schon drei Mal in Mosambik und bis jetzt wurde ich jedes Mal angehalten. Dieses Mal bin ich angeblich in eine Einbahnstrasse gefahren, genau wie alle Autos vor und hinter mir, die nicht angehalten wurden. Ich hatte nichts falsch gemacht. 50 Euro bitte. Nach laengerem hin und her waren es dann 10 Euro. OK. Weiter gehts. Da die Kinder beide alt genug sind werden sie das naechste Mal wahrscheinlich alleine nach Maputo fahren und sehr bald ihre Paesse haben.
Ich habe diesen Job wirklich gerne gemacht. Auch wenn ich zwischendurch am liebsten einfach wieder nach Hause gefahren waere. Es war eine einmalige Erfahrung, wie das ganze Jahr. Es war toll am Ende ein so schoenes Ergebnis zu haben. Denn ohne Paesse kommt man leider nicht sehr weit.
Der ganze Trip wurde von einer ehemaligen Freiwilligen, die Amazing Grace einmal pro Jahr besucht, unterstuetzt. Sie hat die Spenden in Deutschland gesammelt.

Samstag, 10. Juli 2010

Juniartikel von Paula


Anpfiff. Der alte Lederball wird durch den roten Staub des Fußballfeldes gejagt. Hier geht es um viel. Hier geht es um die Ehre. Und um 150 Rand. Ein Fußballspiel zwischen den Kindern des Shelters in dem ich arbeite und anderen Kindern aus Townships und ländlichen Gegenden, die Malalane umgeben. Zusammen mit Laura, meiner Mitfreiwilligen, stehe ich am Rande des Fußballfeldes, hinter uns liegen die Berge des Kruger Parks, aus einer naheliegenden Schule ertönen die Trommelklänge des Gottesdienstes. Es ist Sonntag. Wir feuern unsere Jungs an, so gut wir nur können. Unsere Schützlinge. Schießt einer ein Tor bin ich stolz, fällt einer hin stockt mir der Atem.
Organisiert hat das Spiel ein Junge der anderen Mannschaft. Er lebt zusammen mit seinen Geschwistern in einer Hütte außerhalb von Malalane. Zum Fußballfeld ist er getrampt.
Das Spiel ist vorbei und wir gehen als stolze Sieger nach hause. Ein Moment, in dem die Kinder sich als kleine Helden fühlen.
Doch die Helden der Nation sind Momentan die “Bafana” ( Swati für “Jungs” ). Die ganze Nation hat bis zum letzten Spiel gegen Frankreich gehofft und ist auch jetzt noch stolz auf ihre Jungs. Die Stimmung in Newtown, Johannesburg war unglaublich. Geschätzte 15.000 Bafana-Fans jeder Nation haben beim ersten Tor gejubelt und beim zweiten Tor getobt. In der Halbzeit stand alles offen. Würde Südafrika es doch noch in die nächste Runde schaffen? Beim Abpfiff war das Weiterkommen verloren, doch das Spiel gewonnen und darüber freuten sich alle. Auf den Straßen wurde Fußball gespielt - mit Bällen oder Mülltüten. Doch für Bafana war es vorbei.

Newtown, Johannesburg - Das Afrika-Museum im Hintergrund

Nur knappe zwei Wochen vorher hatte es angefangen. Tausende von Augenpaaren starrten auf den Bigscreen. Endlich war es so weit. Endlich rollte der Ball. Das erste Spiel des FIFA Worldcup 2010 in Südafrika hatte begonnen. Noch vor fünf Minuten hatten alle gesungen, getanzt. Doch mit dem Anstoß wurde es ruhig im Fanfest von Nelspruit: Männer, Frauen, Kinder, Südafrikaner, Touristen, Fußballfans - alle setzten sich hin.
Die Stimmung war gut, doch noch ein wenig zurückhaltend, oder auch sehr “diszipliniert”, wie es ein deutscher Freund ausdrückte, der sich zusammen mit mir das Eröffnungsspiel anschaute.
Es wurde also im Sitzen mitgefiebert, diskutiert und gehofft. Bis das erste Tor fiel. Die Menge sprang in die Luft und riss die Arme in die Höhe. Keine Spur mehr von Zurückhaltung. Jetzt wurden Fremde umarmt und Vuvuzelas geblasen. Jetzt wurde gejubelt und geschrien. Und keiner setzte sich mehr hin.
Auch beim ersten Spiel der deutschen Mannschaft lies ich es mir nicht nehmen und setzte mich in Malalane ins Sammeltaxi, um zum Fanfest zu fahren. Schon, als ich am Taxirank in Nelspruit ankam war wesentlich weniger los als beim Eröffnungsspiel einige Tage zuvor. Beim Fanfest waren nur wenige hundert Menschen, jedoch schon beim ersten Tor für Deutschland wurde klar, dass die meisten Südafrikaner dort sehen wollten, wie Australien verliert. Denn durch andere Sportarten wie Rugby oder Kricket sind Südafrika und Australien große Konkurrenten. Nach dem 4:0 Sieg waren also die meisten guter Laune und begaben sich Richtung Ausgang. Ich selbstverständlich auch. Siegestrunken feierte ich noch auf der Straße weiter. Bis mir auffiel, dass mir etwas fehlte: Mein Rucksack! Ich drehte also auf der Stelle um und rannte zurück. Der Fanpark war schon leer, es war nur noch eine riesengroße Grünfläche zu sehen. Und weit und breit kein Rucksack. Der Müll wurde schon weggeräumt und die Zelte abgebaut. Gerade hatte ich die Hoffnung aufgegeben, da sah ich meinen Rucksack neben einem der Sicherheitsbeamten stehen. Ich hatte ihn mitten auf der Wiese stehen gelassen. Alle seien fast draufgetreten, sagte mir der Beamte, da habe er ihn lieber an sich genommen. Ich dankte ihm und begab mich erneut Richtung Ausgang. Diesmal mit Rucksack.
Das nächste Bafana-Spiel sah ich im Shelter, zusammen mit meinem Vater, der an dem Tag in Südafrika gelandet war um mich zu besuchen. Zu meiner Überraschung saßen nur vier Jungs auf dem Sofa, als wir den “Sittingroom” betraten, in dem sich der Fernseher befindet. Allen anderen reichte es, am nächsten Tag das Ergebnis zu erfahren. Wir gesellten uns also zu den Jungs - wir in unseren Winterjacken, die Kinder unter Wolldecken, da die Nächte jetzt im Winter bitterkalt werden können - und feuerten mit ihnen zusammen ihr Team an. Ohne Erfolg - denn Uruguay schaffte es ja bekanntlich bis ins Halbfinale.
Nachdem mein Vater und ich das nächste Spiel der deutschen Mannschaft gegen Serbien im Kruger Park geschaut hatten, machten wir uns auf den Weg nach Kamhlushwa, um dort Freunde zu besuchen, die ein Waisenprojekt leiten. Jeden Samstag Morgen um acht Uhr geht es mit dem vollgepackten Laster auf ihrer Farm los. Auf der Ladefläche: Pap, Obst, Gemüse, Tütensuppen, Kekse, Kaffee, Bohnen, Fisch, Kosmetikartikel. Manchmal auch Kleidung. Auf dem Weg werden noch ein paar Mitarbeiter eingesammelt. Dann werden die einzelnen Stationen abgefahren. Die Mitarbeiter sagen, sie füttern Kinder (“we feed the children”), doch das Projekt sorgt für viel mehr als Nahrung. Die Kinder sind in Computern registriert, mit Namen und Bedürfnissen. Es wird Kontakt zu den Schulen gehalten, sodass sich jemand kümmern kann, wenn eines der 2500 Kinder Probleme in der Schule hat. Es gibt professionelle psychologische Betreuung. Es wird mit den Kindern gespielt. Es wird eine persönliche Beziehung zu den Kindern aufgebaut. Es wird Hoffnung, Kraft und Wille gegeben. Entstanden ist das Projekt vor neun Jahren und wird seitdem allein durch Spenden finanziert. An jenem Samstag wollten wir auch mitkommen. Ich war schon manchmal dabei und wollte es gerne meinem Vater zeigen. Mit dem Laster fuhren wir durch die Dörfer bis wir bei unserem ersten Halt ankamen. Hier spielte der örtliche Fußballplatz eine ganz andere Rolle. Etwa 20 Kinder warteten dort, es war der Treffpunkt zur Lebensmittelausgabe. Ein paar von ihnen hatten Schubkarren. Manche lachten, manche waren noch ganz verschlafen. Manche hatten ihre jüngeren Geschwister auf dem Rücken. Als der Laster auf dem Feld zum Halten kam und die Ladefläche sich öffnete machten die ersten Kinder sich auf, um beim Entladen zu helfen, oder ihre Karren zu füllen. Es gab keine Streitereien. Keiner drängelte sich vor. Jeder weiß, dass es genug gibt und dass jeder was kriegt. Manche haben sogar Extrawünsche. Die kann man ihnen nicht immer erfüllen, doch dass sie sie haben freut die Mitarbeiter, denn das heißt dass ihre Grundbedürfnisse gestillt sind.
Doch zurück zum WM-Geschehen. Selbstverständlich lies ich mir auch einen Stadionbesuch nicht entgehen. Das aufregendste Spiel war für mich Deutschland gegen Ghana. Ich wünschte mir beide Mannschaften in der nächsten Runde. Es wurde abgepfiffen und die Vuvuzelas ertönten. Wen das störte, der konnte sich mit den so genannten “Thulazelas” (Thula: swati für Ruhe), auch bekannt als Ohropax, helfen. Die Stimmung war ausgesprochen gut. Noch konnte der Pokal in Afrika bleiben- die Hoffnung vieler Afrikaner. Die meisten Deutschland-Fans waren übrigens gar nicht deutsch. Wenn sie es waren erkannte man sie jedoch sogleich an ihrer unverwechselbaren Art zu feiern. Zur guten Stimmung trug aber auch die gute Organisation bei: Weder Staus, noch Parkplatzmangel. War mal kein Parkplatz auf den ersten Blick sichtbar sprang einem direkt ein Parkwächter zur Hilfe und zeigte einem die nächste Parklücke. Zur Not rannte er dafür auch mal einen Kilometer neben dem Auto her.
Bald ist Finale. Zwar nicht für die Deutschen, aber da ich gebürtige Niederländerin bin ist die Sache am Sonntag für mich klar. Jetzt wird auf Oranje gehofft. Bis zum Schlusspfiff.

Donnerstag, 29. April 2010

Zurueck in Malalane…


Cape of Good Hope



... nach zwei wunderschoenen Urlauben.

Wir haben die Zeit mit unseren Lieben beide sehr genossen!
Und das Land in dem wir nun schon seit acht Monaten leben von einer ganz anderen Seite kennen gelernt.
In Kapstadt haben wir bei einer befreundeten Familie gewohnt. Vier Kinder, vier Hunde, zwei Katzen und natuerlich Mama und Papa. Der Vater kommt urspruenglich aus Deutschland. Die Mutter ist Amerikanerin, kann aber auch Deutsch sprechen. Sie haben uns wirklich richtig lieb aufgenommen.
An unserem ersten richtigen Tag in Kapstadt waren wir direkt surfen und segeln. Hat richtig Spass gemacht. Von der Familie wurden wir zu einem Konzert im Botanical-Garden von Kapstadt eingeladen. Ein Open-Air Konzert von den Parlotones. Ausserdem waren wir an der Waterfront, shoppen, auf einem Craftmarket und haben eine kleine Stadtrundfahrt von unserem Gastgeber bekommen. Kapstadt ist eine sehr europaeische und wunderschoene Stadt.
Am 26. April sind Paulas Trueppchen (Mama, Bruder, Tante und Onkel) und Sophie angekommen. Von da an haben sich unsere Wege getrennt. Wir hatten tolle Urlaube.

Falls sich jemand unsere Routen genauer angucken moechte:


Sophies und Lauras Route
Santo's Express Train Lodge in Mossel Bay




Wir hatten noch ein paar schoene Tage in Kapstadt. Wir waren unter Anderem im Aquarium, auf Robben Island (heute eine Museumsinsel, wo sich das Gefaengniss befindet, in dem Nelson Mandela inhaftiert war), sind fast den Devil’s Peak hochgewandert und haben einen Tagesausflug auf der Kaphalbinsel gemacht.
Von Kapstadt ging es fuer uns am 1. April weiter nach Stellenbosch, eine schoene Universaetsstadt. Danach nach Mossel Bay, wo wir in einem alten Zug, direkt am Meer uebernachtet haben. Von Mossel Bay ueber George nach Oudtshoorn. Oudtshoorn ist fuer seine Strausse und die Cango Caves bekannt. Anschliessend sind wir nach Nature’s Valley gefahren. Wie der Name schon sagt, wunderschoene Natur! Letzter Stop an der Westkueste war Port Elizabeth. Am 11. April sind wir wieder in Malalane gewesen. Bevor es zurueck ins Centre ging haben wir noch eine gefuehrte Tour durch den Kruger gemacht.
Cango Caves




Paula’s Truppe’s Route

Auch wir haben noch richtig schoene Tage in Kapstadt mit Cape Point, surfen, Tafelberg, Busrundfahrt…verbracht. Dann sind wir am 30.03 durch die kleine Karoowueste Richtung Oudtshoorn aufgebrochen. Von dort ging es nach Sedgefield und anschliessend nach Jeffrey’s Bay, eine kleines aber feines Surferparadies. Dort haben wir zwei Naechte uebernachtet und selbstverstaendlich waren wir auch surfen. Von unserem Fenster aus konnten wir einen kleinen Wal sehen und jeden Abend den Sonnenuntergang geniessen.
Von P.E. sind wir dann direkt nach Durban geflogen, wo sich die Wege meiner Urlaubstruppe kurzzeitig getrennt haben. Wir haben uns zwei Tage spaeter in den noerdlichen Drakensbergen wiedergetroffen. Dort haben wir einen schoenen Tag in einem Gamereservat verbracht. Am naechsten Tag ging es dann nach Sabie und von dort aus in den Krugerpark, wo wir richtig Glueck hatten und Loewen, Geparden, Elefanten, Nashoerner… gesehen haben. Am naechsten Tag ging die Reise dann in Malalane zu Ende.
Wieder zurueck in Malalane zu sein war schon komisch.
Paula wohnt jetzt bei einer Bekannten. Laura lebt nach wie vor im Centre.
Insgesamt sind in der kurzen Zeit, die wir weg waren fuenf neue Kinder ins Centre gekommen.
Kurz nachdem wir wieder da waren haben die Kinder alle Uniformen und Schultaschen bekommen. Komplett ausgestattet koennen sie jetzt also in die Schule gehen.
Die Lesegruppen fangen auch so langsam wieder an. Die Kinder haben im Moment allerdings viel frei. Daher finden die Lesegruppen auch recht selten statt. Lesegruppe ist naemlich nur an Schultagen, genauso wie die Hausaufgabenzeit.
In den letzten Tagen haben wir mit den Kindern ein paar schoene Spiele gespielt und Mandalas gebastelt. Die Kinder hatten richtig Spass!

Die Mandalas: Das so genannte Eisschollenspiel. Die Kinder muessen sie als Team von einer Linie zur anderen kommen und duerfen dabei den Boden nicht beruehren, muessen also auf den Stuehlen bleiben. Wie man auf dem Bild sieht, die Stuehle werden immer weiter nach vorne gegeben. Wir haben ihnen ein Zeitlimit gesetzt und gesagt, wenn sie es in der vorgegeben Zeit schaffen, haben wir eine Ueberraschung fuer sie. Sie haben etwa die doppelte Zeit gebraucht, aber wir haben ein bisschen geflunkert und die Zeit ein bisschen in die Laenge gezogen. So wurden 20 Sekunden manchmal zu einer Minute und wir haben haben trotzdem als Ueberraschung einen Film mit ihnen geguckt:
Eierlauf:
Hier haben wir immer zwei Kindern jeweils ein Bein zusammengebunden und sie dann paarweise um die Wette laufen lassen. Die Kleinen sind zwar fast alle fuenf Meter hingefallen, hatten aber einen riesen Spass:

Hier mussten sich immer zwei Kinder eine Wasserbombe zuwerfen. Das Paar, dessen Bombe als letzte geplatzt ist hat gewonnen:



...und - ach ja - noch eine kleine Neuigkeit gibt es, aber das seht ihr ja selber...:



Unsere letzten Monate in Suedafrika brechen jetzt also an. Die Zukunft muss so langsam geplant werden….

Samstag, 20. März 2010

Maerzbericht von Paula

Die Kleine jetzt ganz groß


Jetzt kann sie laufen und sprechen – zumindest kann sie ein paar Worte sagen. Diese dafür am laufenden Band. Zu Liedern klatschte sie schon immer im Takt. Unsere Zweitjüngste steht gerade neben mir im Sonnenschutz des großen Baumes im Hof des Centres. Beide Zeigefinger im Mund starrt sie mich an, mit ihren großen braunen Augen. Jetzt winkt sie und sagt: „Paula, Paula.“ Schön, wenn der eigene Name eines der ersten Worte ist, die ein Kind lernt. Besonders, wenn man nur wenige Monate zuvor noch bezweifelt hat, dass es irgendwann mal ein Wort spricht, geschweige denn anfängt zu laufen.
Phila ist 2 ½ Jahre alt. Sie ist seit etwa zwei Jahren in dem Centre.
Als ich vor rund sieben Monaten hier angekommen bin saß sie nur auf dem Boden und nahm – wie es mir schien - kaum Kontakt zur Welt um sich herum wahr. Ein paar Wochen später fing sie an zu krabbeln, doch versuchte sie das Stadium in dem Kinder auf Knien krabbeln zu überspringen und lief direkt auf Händen und Füßen. Den Po hatte sie dabei ganz weit in die Luft gestreckt. Sie erinnerte mich so immer an Mogli und brachte mich jedes Mal zum Lachen. Ihre Haut war schlecht, jedoch auch schon viel besser als wiederum ein Jahr zuvor, wie mir eine ehemalige Freiwillige mitgeteilt hat. Als Phila ein Jahr alt war, habe sich ihre Haut in Fetzen gelöst. Sie sei sehr krank gewesen und unglaublich dünn. Zu der Zeit habe sich die Freiwillige nicht Sorgen darum gemacht, wann die Kleine wohl anfangen würde zu sprechen oder zu laufen, sondern wie alt sie würde. Und jetzt tut sie beides. Sprechen und laufen. Sie ist jetzt ein propperes Mädchen geworden. Unter der Erziehung der Kinder ist sie auch schon sehr durchsetzungsfähig und selbstständig geworden.
Letzte Woche tröstete sie ein weinendes Mädchen indem sie sich einfach auf ihren Schoß setzte und ihren Namen immer wieder wiederholte. Gestern lief sie durch das ganze Heim um die zuständige Person zu finden, die sie ins Bett bringen sollte.
Häufig zieht sie die herumstehenden Schuhe älterer Kinder oder Mitarbeiter an. Das ist jedes Mal ein schönes Bild: ein laufender halber Meter mit Schuhen in Größe 38.
Doch so ist sie – wie alle Kinder: manchmal übernimmt sie sich. So hat sie zum Beispiel neulich morgens unsere Kleinste, Phumzile, gefüttert. Phumzile saß auf einem kleinen grünen Kinderstuhl, Phila stand mit einem Löffel vor ihr. Zwischen den beiden ein Teller. Was auf dem Teller war konnte ich nicht sehen.
Im Vorbeigehen erkannte ich, dass Phumzile das ganze Gesicht voll mit Brei hatte. Das war also auf dem Teller: Brei. Phila hatte gerade den nächsten Löffel voll gemacht, um nachzustopfen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Phumzile hatte nämlich offensichtlich keinen Hunger mehr. Sie drehte ihren Kopf weg. Doch Phila wollte nicht nachlassen. Also hatte Phumzile keine andere Wahl, als sich immer weiter zur Seite zu lehnen. Und Phila folgte mit dem Löffel. Also lehnte Phumzile sich noch weiter zur Seite. Und noch ein Stück. Und noch ein Stück. Bis sie letztendlich vom Stuhl kippte. Mit dem Kopf voran. Doch zum Glück war es nur ein kleiner Stuhl, also war der Schmerz sehr schnell vergessen, nachdem ich Phumzile wieder zurück auf das Stühlchen hob. Phila lachte darüber nur und startete einen neuen Versuch, sie zu füttern. Jetzt nahm sie Phumzile`s Kopf in die rechte Hand und führte den Löffel mit der linken Hand zum Mund. Doch die Kleine hatte immernoch keinen Hunger. Also erklärte ich Phila mit einem einfachen „No“, dass sie aufhören sollte, Phumzile zu füttern und sie begnügte sich damit, den Brei dann selber zu essen.

Dienstag, 16. März 2010

Sanibonani!


Im Moment ist das Wetter hier in Malalane ganz angenehm. Morgens ist es recht kühl, geschätzte 20 Grad. Geschlossene Schuhe sind angesagt. Im Laufe des Tages wird es immer noch ziemlich warm. Nachts ist es angenehm kühl.

Awesome-travel Volunteers
Seit eineinhalb Wochen sind drei neue Freiwillige bei Amazing Grace. Aus Belgien, Holland und Deutschland. Sie wohnen, wie alle Awesome-travel Freiwilligen in einer Gastfamilie. Bei Reuben und Paula (die Eltern der Gastfamilie).
Paula und ich sind hier bei Amazing Grace wenn man so will die Koordinatoren der Awesome-travel Freiwilligen. Wir sind quasi die Vermittler zwischen Ihnen und den Mitarbeitern von Amazing Grace. Wenn sie Fragen haben können sie immer zu uns kommen und je nachdem was es ist, sagen wir Ihnen dann, zu welchem Mitarbeiter sie gehen sollten oder wir beantworten die Frage kurz. Wir Beide fanden es am Anfang nämlich nicht so einfach hier einen groben Überblick zu bekommen. Mitlerweile haben wir den und daher versuchen wir Ihnen den Einstieg etwas zu vereinfachen. Vor allem weil sie nur für zwei bis acht Wochen hier bleiben.

Tagesablauf
Unser Arbeitstag fängt morgens um ungefähr 8 Uhr an. Zur Zeit schlafe ich alleine im Centre. Paula schläft bei einer Bekannten, die auch in Malalane wohnt. Als Erstes geht es meistens kurz ins Office, um „hallo“ zu sagen und zu fragen, was für den Tag so ansteht. Dann setzen Paula und ich uns meistens kurz zusammen um zu besprechen was wir so zu tun haben und dann geht es los. Die Awesome-travel Freiwilligen kommen meistens so im Laufe des Vormittags und helfen dann hier und da. Wir versuchen uns immer ein paar Aufgaben für sie zu überlegen, wo sie dann mithelfen können. Gestern haben sie zum Beispiel einen Geburtstag vorbereitet. Sie haben ein Plakat gemalt, sind einkaufen gegangen und haben den Waffelteig vorbereitet. Abends haben Paula und ich dann den Geburtstag gefeiert. Das heißt, wir haben die Waffeln verteilt und das Geschenk übergeben. Das ist manchmal ein ganz schönes Chaos. Jedes Kind möchte natürlich so viele Waffeln ergattern wir möglich. Aber wir achten darauf, dass jeder seinen Anteil bekommt. Meistens klappt das auch.
Paula ist nach wie vor damit beschäftigt die „children’s rights and responsibilities“ an eine Wand zu schreiben. Wir hatten Ende September einen so genannten Youth-Leader Workshop in White River (nicht weit entfernt von Malalane). Rani, ein Vorstandsmitglied von Amazing Grace hat für uns oranisiert, dass wir daran teilnehmen können. Auf diesem Workshop haben wir die „children’s rights and responsibilities“ bekommen. Alle an die Wand zu schreiben dauert länger als gedacht. Paula ist bestimmt schon seit einer Woche immer wieder damit beschäftigt. Ich habe meinen Teil schon erledigt. Ich habe einen Regenbogen gemalt, der das Ganze etwas bunter macht. Wenn Paula fertig mit dem Schreiben ist, male ich wahrscheinlich noch eine bunte Überschrift.
In den letzten Tagen war ich vormittags auch oft damit beschäftigt meinen zweiten Vierteljahresbericht zu schreiben. Diese Vierteljahresberichte sind in dem Programm „weltwaerts“ von dem Paula und ich unterstützt werden vorgeschrieben und dieses Mal war es gar nicht so einfach ihn zu verfassen. Außerdem schreiben wir monatlich auch einen Bericht für Amazing Grace.
Vor kurzem wurde auf dem Dach des Jungentrakts ein Warmwasser-Solarsystem installiert. Dieses System wurde von drei Awesome-travel Freiwilligen finanziert. Da sie wieder zu Hause sind, haben sie uns darum gebeten, alles vor Ort zu arrangieren. Wir haben seit Mitte Januar übrigens permanten Strom. Das heißt, wir haben einen funktionierenden Kühlschrank und zwei Herdplatten. Das ist echt ziemlich praktisch.

Bevor die Kinder aus der Schule wiederkommen haben wir meistens Mittagspause (so um 12 Uhr) und essen. Zur Zeit meistens Reis mit Gemüse und einer Fertigsoße oder Nudeln mit einer Fertigsoße. Manchmal gibt es auch gekochte Maiskolben oder ein kürbisähnliches Gewächs :). Gemsquash.
Zwischen halb zwei und halb drei kommen die meisten Kinder aus der Schule wieder. Häufig fängt dann das Geklopfe an unserer Tür an. Um 15 Uhr fängt die Homeworktime an. Das heißt die Kinder sollen Hausaufgaben machen. Wenn sie nichts aufhaben, dann sollen sie für eine halbe Stunde lesen, rechnen oder irgendwas für die Schule lernen. Ich finde zur Zeit ist dies der anstrengenste Teil des Tages. Auch nach mitlerweile einem halben Jahr sagen sie noch:“Me don`t have a homework.“ (super Englisch nebenbei). Manche Kinder setzen sich aber auch von selber an ihre Schulsachen. Grade 4 und 5 sind meistens diejenigen die irgendwie versuchen um’s Lernen herumzukommen.
Um circa 16 Uhr werden Paula und ich seit Anfang letzter Woche circa jeden zweiten Tag mit dem Auto abgeholt um ins Squash- und Fitnesscentre zu gehen. Dort können wir endlich wieder Sport machen!
Nach dem Fitnessstudio sind die reading-groups angesagt. Teilweise sind sie vor dem Abendessen, teilweise danach. In einer von meiner reading-groups geht es zur Zeit schon weit über’s eigentliche Lesen hinaus. Zwei Jungs möchten einfach alles wissen. Besonders einer der Beiden stellt fast zu jedem Satz mindestens eine Frage, sei es eine Verständniss oder eine Grammatikfrage. Den Beiden scheint die reading-group richtig Spass zu machen. Letzten Donnerstag wollten sie garnicht mehr aufhören zu lesen. Es ist wirklich schön diese Entwicklung zu beobachten. Mal gucken, was die heutige reading-group mit den Beiden bringt. Dienstags haben wir jetzt auch eine learning-group. Mit zwei Jungen machen wir ein so genanntes Herobook, damit die Kinder den Helden in sich selber wieder finden.
Auch ein kurzer Kommentar von Paula hierzu: „Natürlich ist es manchmal richtig nervig, wenn man sich abends noch aufraffen muss, um die reading-groups zu halten. Aber es macht auch manchmal richtig Spaß. Besonders, wenn man einen erfolg bei den Kindern sieht. Manche Kinder haben sich anfangs immer vor der reading-group gedrückt und sich versteckt. Jetzt erinnern sie mich manchmal schon mittags daran, dass abends reading-group ist und dann klopfen sie nach dem Abendessen an die Tür und fragen mich, ob ich denn endlich komme. Das ist echt schön.“
Zusätzlich haben wir auch noch Assistenten für die reading-groups. Das sind jeweils Schüler der höheren Klassen und sie unterstützen uns, indem sie uns helfen, die Kinder für die reading-group zusammen zu sammeln oder einzelne Wörter für sie zu übersetzen, wenn es Verständnisprobleme gibt. Wenn Paula und ich am Abend verhindert sind und somit die reading-groups nicht leiten können machen das die Assistenten für uns. Manchmal klappt das richtig gut, manchmal überhaupt nicht.
Abends setze ich manchmal auch noch einfach zu den Kindern und verbringe etwas Zeit mit Ihnen. Tagsüber bleibt für Freizeit und Spiele irgendwie im Moment nicht mehr so viel Zeit.
Paula genießt es momentan, abends heiß duschen oder baden zu können, um dann TV zu gucken, mit ihren Freunden/Eltern zu chatten, zu skypen oder telefonieren, zum Fluss zu gehen, zu lesen…
Vor etwa zwei Wochen haben wir mit einer Freundin einen Farewelldrink gehabt. Candice, Sharon's Tochter ist jetzt fuer ein Jahr in Indonesien.



Ein bisschen was von Südafrika sehen…
Samstag fliegen wir nach Kapstadt! Dort wohnen wir Beide bis zum 26. März bei Bekannten. Am 26. März kommen dann so einige Leute in Kapstadt an, die uns besuchen wollen. Sophie (eine Freundin von mir (Laura)) und Paula’s Mama, ihr Bruder, ihre Tante und ihr Onkel. Paula und ihr Trüppchen bleiben dann noch ein paar Tage in Kapstadt. Und fahren danach die Garden-route hoch, wandern in den Drakensbergen und machen eine Safari im Kruger Park.
Ich bleibe mit Sophie bis zum Ende des Monats in Kapstadt und passe auf das Haus von den Bekannten auf, die fahren in den Urlaub. Danach reise ich mit Sophie die Küste bis nach Port Elizabeth hoch.

Paula und ich freuen uns schon richtig auf den Urlaub!

Dienstag, 9. März 2010

Blog wird doch nicht privat

Hey ihr Lieben,

da es zu kompliziert geworden wäre, den Blog privat zu machen, wird alles beim Alten bleiben. Der Blog ist also nach wie vor öffentlich und für alle zugänglich.

Alles Liebe

noch ein Zeitungsartikel

Schuhe


Schuhe. Vierundsiebzig Stück. Siebenunddreißig Paare. Für Siebenunddreißig Kinder. Von sechs bis achtzehn Jahren. In den unterschiedlichsten Farben und Formen.
Dank einiger Spenden konnte ich zusammen mit Laura, meiner Weggefährtin, vor einer Woche mit den ersten zwölf Kindern losziehen, um Schuhe zu wählen. Doch wie das mit einer Horde von Kindern so ist, waren wir zu spät. Drei Minuten. Also standen wir vor verschlossener Tür. Die Südafrikaner sind also nicht immer unpünktlich, wie es ihnen oft vorgeworfen wird. Einen Tag später bin ich dann mit derselben Gruppe nochmal den selben Weg gelaufen. Diesmal pünktlich. Wir wurden in dem Schuhgeschäft herzlich willkommen geheißen und die Kinder fingen an, sich Schuhe auszuwählen. Dem südafrikanischen Winter angemessene Qualitätsschuhe. Manche Kinder musste ich von Sandalen abraten und manchen von Cowboy-Stiefeln. Nach etwa zehn Minuten endete alles in einem einzigen Chaos und der Verkäufer bot mir an, am nächsten Tag mit Schuhen zum ``Amazing Grace Children´s Home`` zu kommen, wenn ich ihm eine Liste mit den Größen der Kinder geben würde. Also haben wir die Kinder wieder zusammengepackt und mich mit ihnen auf den Rückweg gemacht.
Wie versprochen habe ich am nächsten Morgen die Liste in dem Schuhgeschäft vorbei gebracht und wie versprochen ist Jabu, der Schuhverkäufer, am selben Nachmittag noch mit Schuhen vorbei gekommen. Natürlich sind die Kinder wählerisch. Sie haben nicht jeden Schuh genommen. Aber das fand ich auch richtig. Ich wollte den Kindern Schuhe kaufen, die die Füße im Winter zum Einen warm halten, die die Kinder zum Andern aber auch mögen. Denn ich kenne die Kinder und wenn sie die Schuhe nicht mögen, leben diese definitiv nicht lange. Wenn sie sie jedoch mögen, dann besteht eine große Chance, dass sie sie hegen und pflegen. Also musste Gogo noch weitere zwei Male kommen und mit den letzten Kindern – mit den wählerischsten - bin ich dann nochmal in den Laden gegangen, damit sie wirklich nochmal einen Blick auf alle Schuhe werfen konnten.
Doch die Schuhe mussten natürlich erst bezahlt werden, bevor die Kinder sie haben konnten. Also musste Jabu sie immer wieder mit zurück nehmen oder wir mussten sie im Laden lassen, nachdem alle Kinder ihr Lieblingsmodell ausgewählt hatten. Manche waren dabei ganz schüchtern, doch an dem Glänzen in ihren Augen konnte man sehen, wie begeistert sie von den Schuhen waren. Manche sind durch die Gegend gerannt und haben gesungen und getanzt. Manche haben angefangen zu kreischen, als sie ihren Traumschuh sahen. Und natürlich waren wieder manche viel zu cool, um zu zeigen, wie sehr sie sich freuten.
Als dann alle Schuhe gewählt waren ging es ans Bezahlen und das war komplizierter als gedacht. Also mussten die Kinder noch ein bisschen auf ihre Schuhe warten und jeden Tag hat mich mindestens ein Kind gefragt, wann die Schuhe denn endlich „zurück“ kommen würden.
Heute ist Jabu gekommen und hat die lang ersehnte Lieferung gebracht. Ich habe es zunächst nicht mitbekommen, da ich in meinem Häuschen saß und zu Mittag gegessen habe. Doch als ich hörte, wie die Mädchen anfingen zu kreischen wusste ich: das muss wegen der Schuhe sein. Glücklich haben die Kinder ihre Schuhe angenommen, doch sie haben sie nicht direkt angezogen. Erst wollten sie ihre Füße waschen.
Sobald es dann Winter wird, also im Mai oder Juni, wird jedes der Kinder ein Paar warme Winterschuhe haben. Noch laufen sie teilweise barfuß herum. Doch das ist erstens nicht so ungewöhnlich hier in Südafrika – überall sieht man Kinder ohne Schuhe. Ob in Supermärkten, an Tankstellen oder in Restaurants. Und zweitens ist das bei dem Wetter auch verständlich. Hier sind es momentan locker mal 42° und dabei ist es unglaublich schwül. Man muss keinen Schritt tun und schon steht man in seinem eigenen Schweiß. Das Arbeiten fällt einem da wirklich schwer.
Allerdings haben wir auch fast jeden Abend einen blutigen Zeh zu verarzten oder einen Splitter zu ziehen. Das bleibt uns und den Kindern dann hoffentlich im Winter erspart. Denn dann haben sie ja etwas, womit sie sich schützen können: Schuhe.

Donnerstag, 18. Februar 2010

Vielen Dank für Eure Unterstützung

So, jetzt ist es Zeit, sich zu bedanken. Durch Eure Spenden wurde es möglich gemacht, dass ein 19 jähriger Junge aus dem Centre auch dieses Jahr zur Schule gehen kann.
Er geht zu einer Sonderschule für Taub-stumme in Magweni. Es wurden 2000 Rand - das sind etwa 200 Euro - Eurer Spenden gebraucht um das komplette Schuljahr ( das Schuljahr geht hier von Januar bis Dezember) 2010 zu zahlen. Er hat jetzt die Grundschule abgeschlossen und wechselt nun zur weiterführenden Schule, welche hier ab der 8. Klasse startet. Seine besten Fächer sind Mathematik, Technologie, Kunst&Kultur und Sozialwissenschaften. In diesen Fächern hat er die volle Punktzahl. Er sagt selber, dass er gerne zur Schule geht.
Er ist ein sehr freundlicher und fröhlicher Junge. Um mich mit ihm zu verständigen habe ich einen der älteren Jungen aus diesem Centre gebeten, mir zu helfen. Da die beiden sich schon lange kennen kann er sich mit Händen und Füßen mit ihm verständigen und er hat auch schon ein bisschen Gebärdensprache gelernt. Als ich ihn nach seinen Hobbies gefragt habe kam heraus, dass er Fleisch gerne isst. So perfekt hat die Übersetzung also nicht geklappt. Wir hatten aber alle einen riesen Spaß bei dem Gespräch.
Vielen Dank also für Eure Unterstützung an dieser Stelle.

Dank Eurer Spenden konnten wir für umgerechnet circa 80 Euro Umschläge für die Schulhefte der Kinder kaufen. Hier seht ihr, wie sie die Umschlaege um Ihre Hefte machen: Sehr gefreut haben sich die Jungs über ihren neuen Fussball: Eine ganz besondere Kinonacht konnten wir dank Eurer Hilfe für die Kinder organisieren. Zu den Filmen „The Proposal“ und „The son of Rambo“ gab es zum ersten Mal Eis für alle.


Im Übrigen haben drei Kinder eine Brille von dem Optiker in Malalane bekommen. Ein kleines Dankeschön konnten wir durch eure Spenden zahlen.

Mittwoch, 27. Januar 2010

Paulas fünfter Zeitungsbericht

Ayoba! That´s 2010!

Mit einem Blick auf den Kalender stelle ich fest: es ist schon Januar. Beim genaueren Hinschauen sehe ich: es ist noch Januar. Und wenn ich dann nochmal nachdenke: Es ist nicht mehr lange Januar. Dann ist der erste Monat des neuen Jahres schon wieder herum. Der fünfte Monat meines Freiwilligendienstes in Südafrika ist auch schon vorbei. 2009 ist jetzt also Vergangenheit.
In einem Land, in dem die verschiedensten Kulturen zusammen kommen wird das alte Jahr natürlich auch auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen verabschiedet, beziehungsweise das neue Jahr begrüßt.
Wenn ich also jetzt von der Zulutradition berichte ist keineswegs anzunehmen, dass es nicht noch viele andere Traditionen gibt, die in diesem Land gepflegt werden.
Am ersten Tag des neuen Jahres wurde ich Zeugin, wie unzählige „Zulus“ sich am „Jabula Beach“ versammelten, um sich von ihren Sünden im alten Jahr rein zu waschen. Aus Erzählungen weiß ich, dass am Neujahrstag die ganze Küste zwischen St. Lucia und Durban überfüllt ist. Die Strände gehören an diesem Tag den „Zulus“. Mit überfüllten Autos, zu Fuß, mit Taxis oder mit dem Fahrrad kommen sie von überall angereist. Alt und jung kommt zusammen. Es wird gegrillt, getrunken und gefeiert. Und dann wird geschwommen. Tausende von Menschen stürzen sich in die Fluten und starten das neue Jahr gemeinsam. Sündenfrei. Auf den ersten Blick ein wirklich tolles Ereignis. Alle sind glücklich und freundlich. Doch ungefährlisch ist das leider auch nicht. Jedes Jahr ertrinken Kinder und Erwachsene und jedes Jahr gehen Kinder verloren. Oder eher gehen die Eltern verloren, denn die Kinder werden gefunden. Von Organisationen, die am Ende des Neujahrstages zu den Stränden gehen und die Kinder einsammeln, ihnen dann ein Dach über dem Kopf bieten, bis die Eltern sie dort wieder abholen - oder auch nicht. Eine wirklich nicht so schöne Nebenwirkung dieses Festes.
Wieder einmal eine Tradition, die ganz einfach einen Grund zum Feiern gibt. Wie bei uns Karneval oder Halloween. Und mal ganz ehrlich: Weiß in Deutschland jeder, der an Karneval zu einer Flasche Jägermeister greift und an Halloween einen Sack voll Süßigkeiten verdrückt überhaupt, was er feiert? Schon in der Antike feierte man Karneval. Und da war es ein Fest, bei dem alle gleich waren: Sklave und Herr, Reich und Arm. Ein Fest der Nächstenliebe also. Heute gibt es glaube ich selten so viele Prügeleien wie an Karneval. Auch eine nicht so schöne Nebenwirkung.
Hier in Südafrika ist nun eine stille Euphorie ausgebrochen.
„Twenty-ten!“ Das Jahr der Weltmeisterschaft. Das Jahr, in dem alles besser wird. Das Jahr in dem jeder einen Job bekommen wird und Südafrika ein höheres Ansehen in der Welt.
Hier blickt man mit dem typisch südafrikanischen Optimismus in die Zukunft. Ein Optimismus, von dem sich viele eine Scheibe abschneiden könnten, doch leider auch ein Optimismus, der Sorgen bereiten kann. So viele Erwartungen, wie sie hier in dieses Jahr gelegt werden, können - denke ich - garnicht erfüllt werden. Und auch ein Optimismus, der ehrgeizig macht. Das merke ich schon in dem Kinder-Shelter, in dem ich arbeite. Die Hausaufgaben werden jetzt bereitwilliger erledigt. Ob das an dem neuen Jahr liegt oder einfach daran, dass der stete Tropfen den Stein höhlt und die tägliche Predigt, es sei wichtig, die Hausaufgaben jeden Tag zu machen sich doch gelohnt hat, weiß ich nicht. Aber ich hoffe natürlich, dass das nicht nur hier in Malalane der Fall ist, sondern in ganz Südafrika. Denn nachdem es im Jahre 2009 achtzehn Schulen gab, an denen nicht ein Schüler seinen Abschluss geschafft hat kann ein Schwung 2010-Optimismus ja nicht schaden.
Für Südafrika ist das Glas also momentan halb voll, wie die Plakate zeigen, wenn man durch Südafrika fährt: “Ayoba! That´s 2010!“

Mittwoch, 13. Januar 2010

Weihnachtsferien in Südafrika

Am 11. Dezember 2009 sind wir zusammen mit den Kindern mit einer Disconight in die Weihnachtsferien gestartet. Am 12. Dezember hat Laura sich auf den Weg nach Johannesburg gemacht. Eine Nacht hat sie im „Amazing Grace Children’s Home“ in der Nähe von Johannesburg übernachtet um dann am 13. Dezember früh aufzustehen und ihren Freund vom Flughafen abzuholen. Von Malalane nach Johannesburg ging es mit dem Minitaxi (wie wir es nennen). Eigentlich wird uns davon immer abgeraten, aber es ist die einfachste und günstigste Lösung um von A nach B zu kommen. Ohne Auto bleibt uns auch nicht viel Anderes übrig. In Johannesburg wurde sie dann von Johann abgeholt. Er ist auch ein Freiwilliger vom „Eine Welt Netz NRW“ und lebt seit August 2009 in Eikenhof (bei Johannesburg).Während Laura ihren Freund abholte wartete Paula zusammen mit den Kindern im Centre auf Soap-Stars. Die Kinder waren total aufgeregt, die Soap-Stars letztenendes nur für circa eine Stunde im Centre und viel zu spät. Die Kinder haben sich trotzdem gefreut.

Am 14. Dezember sind Christoph und Laura dann heile im Centre angekommen.

Da Chief in der ersten Ferienwoche nicht da war, schliefen einige Jungs draußen auf dem Klettergerüst. Quasi als Securityersatz und weil es echt heiß in den Räumen war. Wir beide wollten uns das natürlich nicht entgehen lassen….und ja, wir müssen sagen, es ist wirklich erholsam sich zwei Quadratmeter mit drei Jungs zu teilen….oder auch nicht. Aber der Sternenhimmel hier in Südafrika ist echt immer wieder wunderschön. Früh wach geworden haben wir uns dann noch mal ins Volunteerhaus zurück gezogen. Die Jungs haben sich total gefreut, dass wir mit ihnen draußen geschlafen haben und die folgenden Tage wurden wir immer wieder gefragt. Wir waren allerdings nach der Nacht im Freien –im Gegensatz zu den Jungs- echt gerädert und haben uns bis heute dagegen entschieden.

In den Weihnachtsferien ging es natürlich auch zum Fish Eagle. Leider haben wir weder Flusspferde noch Krokodile noch Elephanten gesehen.

Außerdem gab es noch eine „reading-competition“ mit allen, die teilnehmen wollten. Für jeden gab es anschließend Preise und die Competition war noch schöner. Schon seit Wochen hatten wir einen schönen Text für sie vorbereitet. „All the animals were angry“. In dieser Geschichte geht es darum, dass alle Tiere aufeinander sauer sind, weil zum Beispiel die Giraffe zu groß ist, die Ameise zu klein…. am Ende kommt eine Taube vorbei und beleert die Tiere eines besseren.

Zu Beginn der Ferien sind auch noch drei neue Kinder ins Centre gekommen. Genauer gesagt, sie wurden von ihrer Mutter abgesetzt und dann natürlich erstmal aufgenommen.Thuli, Nkululeko und Andile. Ihre Mutter Talent hat zwischenzeitig auch bei Amazing Grace gelebt. Mitlerweile sind alle vier allerdings schon wieder weg. Einige Kinder die schon länger hier leben sind über die Weihnachtsferien ihre Familien besuchen gegangen. So nach und nach sind aber alle wieder gekommen.

Vom 18. Dezember bis zum 20. Dezember sind wir mit zwei Freunden nach Sabie gefahren, dazu gibt es einen eigenen Eintrag.

Nach unserem Kurzurlaub ging die Arbeit dann noch mal richtig los.

Weihnachstvorbereitungen….

Viele Menschen, die das Centre und auch uns unterstützt haben, haben einen Weihnachtskarte bekommen und natürlich haben wir auch das Centre ein wenig dekoriert. Dank Eurer Hilfe konnten wir zwei schöne Bastelnachmittage mit den Kindern machen. Mit den gebastelten Sternen konnte dann die Küche dekoriert werden. Den Kindern hat es total Spaß gemacht. Am tollsten waren natürlich die Glitzersterne, die Glitzerstifte und der Kleber…

Noch eben ein Kommentar zu unseren „Weihnachtsträumen“: Leider sind wir auf fast gar keine Resonanz gestoßen. Einmal wurde ein bisschen Essen vorbei gebracht und ein anderes Mal einige Töpfe Farbe.

Eine befreundete Politikerin hat uns angeboten, dass wir in ihrem Pool schwimmen dürfen. Zusammen mit jeweils 5 Kindern. Eine super Art, Kinder für gutes Verhalten zu belohnen, haben wir uns gedacht. Doch das ist gar nicht so einfach bei 35 Kindern. Wir mussten bestimmt 10 Mal erklären, warum wir welches Kind mitnehmen und warum wir welches Kind nicht mitnehmen und dass das nicht daran liegt, dass wir manche Kinder mehr mögen, oder dass andere Kinder sich falsch verhalten haben. Natürlich versuchen wir es so zu regeln, dass jedes Kind mal zum Pool kommt.

Der erste Ausflug war dann am 22.12 und ein riesen Spaß für die Kinder und auch für uns. Zu unserem Glück haben die Kinder sich auch sehr gut benommen, sich bei unserer Freundin dafür bedankt, dass sie schwimmen durften und sich bei uns bedankt, dass wir das mit ihnen machen. Sie fanden es super! Direkt am nächsten Tag gab es noch einen zweiten Ausflug. Toll allein ist schon, dass wir mit einem Pick-up abgeholt werden. Den Kindern gefällt es immer total gut Auto zu fahren. Auf dem Rückweg hatten wir sogar noch einige Litschis mit im Gepäck. Auch von Mariette (der Politikerin) und ihrem Mann gespendet.

Eigentlich sollte Paula´s Familie am 24.12. um 9:55 Uhr in Johannesburg landen. Doch eines haben wir hier in Südafrika gelernt: erwarte das Unerwartete. So war es dann auch erstmal ein nicht allzu großer Schock als Paula´s Vater morgens gegen acht anrief und die Nachricht verkündete. „Mama und Iki sitzen im Flieger und sind auf dem Weg zu Dir. Justin und ich sind noch in Deutschland. Es gab Probleme mit Justin´s Pass. Ich nehme den nächstmöglichen Flieger und komme dann nach.“ Alle klar. Kein Problem. Der eine Teil der Familie kam dann also am 24. an und der andere Teil am 25.

Und am 25. Dezember kam dann auch endlich Weihnachten. So richtige Weihnachtsgefühle sind bei der Hitze irgendwie nicht aufgekommen. Zumindest nicht bei uns. Die Kinder kennen es ja nicht anders. Selbstverständlich kamen morgens die Pastoren und es gab einen Gottesdienst in großem Rahmen. Anschließend gab es ein großzügiges Mittagessen, spendiert von der Gemeinde. Doch damit nicht genug! Es gab auch noch ein Geschenk für jedes einzelne Kind. Von richitig schönen neuen Anziehsachen über Spielzeug bis hin zu Handys war alles dabei. Die Kinder waren glücklich und satt, das war die Hauptsache.

Abends war unsere gesamte Truppe (Laura, Christoph, Paula & Familie) bei Rollo und Inky eingeladen. Wir haben uns beim Wiederfinden der Farm auf unseren Orientierungssinn verlassen, was wir nicht hätten tun sollen. Im Dunklen sieht aber auch wirklich alles gleich und ganz anders als im Hellen aus. Für halb sieben eingeladen sind wir dann gegen neun angekommen und waren schlicht beeindruckt von der wirklich gelungenen Weihnachtsfeier. Schade war nur, dass wir die Hälfte verpasst hatten. Ganz anders, als wir es gewohnt sind, war das Weihnachtsfest eher ein Sommerfest und obwohl wir zu spät waren gab es noch genug zu Essen für uns. Gesättigt sind wir dann ins Bett gefallen.

Am nächsten Tag hat sich unsere Truppe getrennt. Laura und Christoph sind noch einmal in die Sabie-Gegend gefahren um ein schönes Wochenende zu zweit zu haben. Paula hat mir ihrer Familie den Strand angesteuert.

Nach einem schönen Wochenende sind Laura und Christoph wieder zurück ins Centre gekommen, zur Freude der Kinder.

Weit entfernt war Silvester und somit das neue Jahr auch nicht mehr. Am 31. Dezember hat Laura Christoph nach Nelspruit begleitet und danach ging die Arbeit dann mehr oder weniger wieder richtig los.

Zusammen mit Petra (einer Awesometravel-Freiwilligen) hat sie Raketen für das Centre gekauft. So konnten wir dann abends richtig mit ihnen feiern. Die Kinder hat das natülich total gefreut. Die Kleineren haben Wunderkerzen bekommen. Vielen Dank an Euch! Die Raketen wurden von Euren Spenden bezahlt.

Nach Silvester hat Laura für einige Nächte in Petra’s Gastfamilie übernachtet. So ganz alleine im Centre ist es nicht so schön.

Dann gab es noch das Löffelspiel. Die Kinder verteilen ihre Löffel immer im ganzen Centre und in der Küche sind oft zu wenige. Da wir Süßigkeiten nicht ohne Grund austeilen, gab es für jeden zurückgebrachten Löffel einen Kleinigkeit. Seitdem möchten die Kinder dieses Spiel natürlich immer wieder spielen !!

Zum Ende der Ferien, haben wir noch dabei geholfen für alle Kindern Schuluniformen auszusuchen.

Am vorletzten Ferientag wurde der Geburtstag von vier Kindern, die um Weihnachten Geburtstag hatten, mit einer Riesenparty nachgefeiert. Es gab Früchte, Chips, Saft und zwei Filme. Auch diese Party wurde mit Eurer Hilfe unterstützt!

Wir haben jetzt uebrigens ein aelteres Maedchen fuer die Buecherei verantwortlich gemacht: Thulisile. Bis jetzt klappts ganz gut.

Am letzten Ferientag haben wir noch mit allen Kindern eine Diashow angeschaut, die Nadja (eine ehemalige Freiwillige) geschickt hatte. Zusätzlich gab es noch Etuis für jedes Kind.

Insgesamt waren die Ferien also nicht allzu langweilig. Oftmal nur sehr heiß. In den Ferien hat uns ein Kind sicher verlassen und ist jetzt wieder zurück in seiner Familie: Innocent.

Wir haben übrigens wieder zwei neue Freiwillige aus den Niederlanden: Bart und Anouk. Anouk bleibt für zwei Monate, Bart für einen.

Wir wünschen Euch allen ein frohes Jahr 2010 und lassen bald wieder von uns hören. Am 29. Januar werden wir runter nach Durban fahren. Dort haben wir dann ein paar Tage Urlaub und am 2. Februar startet in Pietermaritzburg, nahe Durban, unser Zwischensemiar.


Bis bald