Mittwoch, 27. Januar 2010

Paulas fünfter Zeitungsbericht

Ayoba! That´s 2010!

Mit einem Blick auf den Kalender stelle ich fest: es ist schon Januar. Beim genaueren Hinschauen sehe ich: es ist noch Januar. Und wenn ich dann nochmal nachdenke: Es ist nicht mehr lange Januar. Dann ist der erste Monat des neuen Jahres schon wieder herum. Der fünfte Monat meines Freiwilligendienstes in Südafrika ist auch schon vorbei. 2009 ist jetzt also Vergangenheit.
In einem Land, in dem die verschiedensten Kulturen zusammen kommen wird das alte Jahr natürlich auch auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen verabschiedet, beziehungsweise das neue Jahr begrüßt.
Wenn ich also jetzt von der Zulutradition berichte ist keineswegs anzunehmen, dass es nicht noch viele andere Traditionen gibt, die in diesem Land gepflegt werden.
Am ersten Tag des neuen Jahres wurde ich Zeugin, wie unzählige „Zulus“ sich am „Jabula Beach“ versammelten, um sich von ihren Sünden im alten Jahr rein zu waschen. Aus Erzählungen weiß ich, dass am Neujahrstag die ganze Küste zwischen St. Lucia und Durban überfüllt ist. Die Strände gehören an diesem Tag den „Zulus“. Mit überfüllten Autos, zu Fuß, mit Taxis oder mit dem Fahrrad kommen sie von überall angereist. Alt und jung kommt zusammen. Es wird gegrillt, getrunken und gefeiert. Und dann wird geschwommen. Tausende von Menschen stürzen sich in die Fluten und starten das neue Jahr gemeinsam. Sündenfrei. Auf den ersten Blick ein wirklich tolles Ereignis. Alle sind glücklich und freundlich. Doch ungefährlisch ist das leider auch nicht. Jedes Jahr ertrinken Kinder und Erwachsene und jedes Jahr gehen Kinder verloren. Oder eher gehen die Eltern verloren, denn die Kinder werden gefunden. Von Organisationen, die am Ende des Neujahrstages zu den Stränden gehen und die Kinder einsammeln, ihnen dann ein Dach über dem Kopf bieten, bis die Eltern sie dort wieder abholen - oder auch nicht. Eine wirklich nicht so schöne Nebenwirkung dieses Festes.
Wieder einmal eine Tradition, die ganz einfach einen Grund zum Feiern gibt. Wie bei uns Karneval oder Halloween. Und mal ganz ehrlich: Weiß in Deutschland jeder, der an Karneval zu einer Flasche Jägermeister greift und an Halloween einen Sack voll Süßigkeiten verdrückt überhaupt, was er feiert? Schon in der Antike feierte man Karneval. Und da war es ein Fest, bei dem alle gleich waren: Sklave und Herr, Reich und Arm. Ein Fest der Nächstenliebe also. Heute gibt es glaube ich selten so viele Prügeleien wie an Karneval. Auch eine nicht so schöne Nebenwirkung.
Hier in Südafrika ist nun eine stille Euphorie ausgebrochen.
„Twenty-ten!“ Das Jahr der Weltmeisterschaft. Das Jahr, in dem alles besser wird. Das Jahr in dem jeder einen Job bekommen wird und Südafrika ein höheres Ansehen in der Welt.
Hier blickt man mit dem typisch südafrikanischen Optimismus in die Zukunft. Ein Optimismus, von dem sich viele eine Scheibe abschneiden könnten, doch leider auch ein Optimismus, der Sorgen bereiten kann. So viele Erwartungen, wie sie hier in dieses Jahr gelegt werden, können - denke ich - garnicht erfüllt werden. Und auch ein Optimismus, der ehrgeizig macht. Das merke ich schon in dem Kinder-Shelter, in dem ich arbeite. Die Hausaufgaben werden jetzt bereitwilliger erledigt. Ob das an dem neuen Jahr liegt oder einfach daran, dass der stete Tropfen den Stein höhlt und die tägliche Predigt, es sei wichtig, die Hausaufgaben jeden Tag zu machen sich doch gelohnt hat, weiß ich nicht. Aber ich hoffe natürlich, dass das nicht nur hier in Malalane der Fall ist, sondern in ganz Südafrika. Denn nachdem es im Jahre 2009 achtzehn Schulen gab, an denen nicht ein Schüler seinen Abschluss geschafft hat kann ein Schwung 2010-Optimismus ja nicht schaden.
Für Südafrika ist das Glas also momentan halb voll, wie die Plakate zeigen, wenn man durch Südafrika fährt: “Ayoba! That´s 2010!“

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo, Ihr Beiden!
Sehr schön, Euer Bericht. Wir haben uns sehr gefreut und wünschen Euch weiter so viel Freude an Afrika und den Kindern!
Oma und Opa