Dienstag, 6. Oktober 2009

zweiter Artikel

Hier wieder ein Zeitungsartikel. Ich habe ihn allerdings schon vor einiger Zeit geschrieben, daher hat sich einiges wieder geändert. Der Artikel ist also nicht mehr aktuell. Außerdem musste ich ihn kürzen, um ihn in der Zeitung drucken zu lassen. Hier bekommt ihr also mehr Informationen :)


Ein ganz gewöhnlicher Tag

Ich schlafe. Das Licht in unserem Zimmer geht an. Ich schlafe nicht mehr.
Draußen ist es noch dunkel, doch das hält die ersten Kinder nicht davon ab, wie wild durch die Gegend zu schreien. Ich schaue auf die Uhr: fünf Uhr. Wie schön. Ich drehe mich um und schlafe weiter.
Ich wache ein zweites Mal auf. Diesmal ist es hell draußen, das Licht in unserem Zimmer ist aus, doch die Kinder schreien immernoch. Ich schaue wieder auf die Uhr: halb sieben. Zeit aufzustehen und die Kinder zur Schule zu bringen. Ich stehe auf und schaue, ob das Bad frei ist. Ja, ist es. Was ein Glück. Schnell ziehe ich mich an und gehe mich waschen.
Zehn Minuten später komme ich aus meinem Bereich des Heims in den Hof und genieße die ersten Sonnenstrahlen Südafrikas. Es ist noch ein bisschen kühl, doch ich weiß genau, wie sehr ich schon zwei Stunden später schwitzen werde, also genieße ich die kühle Briese.
Vom Hof aus geht’s in die Küche. Dort wartet mein morgenlicher Maismehlbrei auf mich. Ich nehme mir einen Teller voll. Einige Kinder huschen mit einem „Yebo“, was soviel heißt, wie „hallo“, oder einem „good morning“ an mir vorbei, denn sie müssen sich noch die Zähne putzen. Andere frühstücken noch und wieder andere sind schon los zur Schule. Ich setze mich neben Nonhlanhla, eines der etwa 20 Mädchen des Kinderheims und esse meinen Brei. Wir müssen uns beeilen. Es ist schon zehn vor sieben, um sieben müssen die Kinder los zur Schule.
Es ist fünf nach sieben. Alle Kinder sind schon mit anderen Freiwilligen zur Schule gegangen. Nur Nonhlanhla trödelt. Ich mache ihr ein bisschen Druck und siehe da: sie kann sich beeilen. Dann gebe ich ihr noch ihre zwei Orangen für den Schultag und wir eilen hinter den Anderen her Richtung Schule. Wir sind schnell und kommen noch pünktlich an. Die Kinder stellen sich-wie jeden Morgen-mit ihren jeweiligen Klassenkameraden auf und singen ihr Gebet. Um halb acht geht’s in die Klassen. Heute haben Laura (eine andere Freiwillige, mit der ich mein Jahr hier in Malelane verbringen werde) und ich ein „Meeting“ mit einer Lehrerin. Sie möchte einmal in der Woche Unterstützung von uns haben. Wir sollen mit den Kindern der vierten und fünften Klasse Schauspiel und Lesen üben. Außerdem nennt sie uns Schüler aus unserem Heim, die Probleme in der Schule haben, damit wir nachmittags mit ihnen lernen können. Nach zehn Minuten ist das Meeting dann auch schon beendet.
Wir gehen zurück zum Heim und nehmen dort unsere tägliche Büroarbeit auf, die meist aus Korrekturen von englischen Texten oder dem Bekleben von Ordnern besteht. Wir sind eigentlich eine dreiviertel Stunde zu spät, da wir eigentlich schon um acht anfangen sollen zu arbeiten, doch das macht nichts. Unpünktlichkeit macht bei der Büroarbeit selten etwas. Auch unsere Pausen dürfen wir uns nehmen, wie wir möchten. Also machen wir heute schon um zwölf Schluss, statt um eins und nutzen die Zeit, bis die Kinder von der Schule wiederkommen, indem wir die heimeigene Bücherei renovieren. Die Decke ist schon drin, die Wände sind gestrichen, also können wir heute anfangen, die Regale wieder rein- und einzuräumen. Die kleinen Kinder, die nicht in der Schule sind, „helfen“ uns. Eigentlich würde es ohne sie schneller gehen, doch das möchten sie einfach nicht verstehen. Also lassen wir sie machen. Wir haben ja Zeit. Zeit hat man hier genug. Wir sind früh genug fertig, um uns im Planschbecken mit den kleinen Kindern noch zu erfrischen. Das tut richtig gut bei den Temperaturen: Gefühlte 40°.
Gegen halb zwei kommen die ersten Kinder aus der Schule wieder. Noch haben sie ihre schwarz-gelbe Schuluniform an. Doch nicht mehr lange. Sie rennen in ihre Zimmer, um die dicken Pullover und Hosen schnell auszuziehen. Gegen zwei gibt es dann Essen-wieder Maismehlpap, wie wir ihn nennen. Doch erst müssen wir uns gründlich die Hände waschen, da hier mit den Fingern gegessen wird. Wir (Laura und ich) bekommen den Maispap mit Bohnen, da wir Vegetarier sind. Die Kinder bekommen heute was ganz Besonderes: Hühnerfüße. Und sie nagen sie tatsächlich bis auf die Knochen ab.
Vollgefuttert geht es dann an die Hausafgaben. Manche Kinder machen sie sehr gut und selbstständig, andere müssen erst aufgefordert werden und bei wieder anderen muss man erst durch Mitschüler herausfinden, ob sie wirklich keine Hausaufgaben aufhaben, oder ob sie gelogen haben. Oft lassen die Hausaufgaben sich ganz schnell machen. Danach nehmen Laura und ich uns die Kinder vor, die wir fördern wollen. Es sind elf an der Zahl. Wir teilen sie in zwei kleinere Gruppen auf. Es ist erschreckend. Unter ihnen sind zwölfjährige, die tatsächlich kaum lesen können. Sie müssten vom Level her in untere Klassen, sind jedoch schon zu alt und müssen jetzt hinter ihren Mitschülern herkommen. Da haben Laura und ich einiges vor uns.
Jetzt ist es schon fast vier Uhr. Wie die Zeit heute fliegt. Wir haben den Kindern versprochen, dass wir um vier mit ihnen einen kleinen Ausflug machen, also wird es höchste Zeit. Wir packen die Orangen zusammen, die wir für umgerechnet weniger als 80 Cent pro Sack mit jeweils fünfzehn Stück (und das ist schon teuer!), für die Kinder gekauft haben und gehen mit insgesamt dreißig Kindern und fünf Freiwilligen los. Das Ziel: „Fisheagle“. Ein bescheidener Rasenfleck, direkt am südlichen Ende des Kruger Nationalparks, von dem aus man einen super Blick auf den Krokodil-Fluss hat. Von unserem Heim aus dauert es zufuß nur etwa eine viertel Stunde dort hin.Wir konnten hier schon öfters Elefanten beobachten, die abends zum Fluss kommen um zu trinken. Auch heute haben wir Glück: Zwei Elefanten stehen keine hundert Meter von uns entfernt. Natürlich sind sie durch den Zaun des Nationalparks von uns abgesgrenzt. Etwa eine Stunde lang genießen wir den Ausblick. Dann ist es Zeit zurück zu kehren. Bald gibt es Essen.
Doch das scheint Londeka, eines der kleinsten Mädchen, nicht zu reizen. Sie will nicht gehen. Sie will auch nicht getragen werden. Sie will-wie so oft-einfach ein bisschen rumstänkern. Also dauert der Rückweg etwas länger als geplant. Zumindest für Londeka, noch drei andere Kinder, und mich. Die Anderen sind schon vorgegangen. Trotzdem schaffen wir es noch pünktlich zur „church“. So nennen die Kinder ihr Gebet vor dem Abendessen. Ich würde es Chor nennen und ich finde es wunderschön: die Kinder stellen sich im Hof auf und singen etwa fünfzehn Minuten lang. Einige Lieder kann ich schon mitsingen, obwohl sie siswati sind. Erneut werden die Hände gründlich gewaschen, um dann essen zu gehen. Zum Abendessen gibt es immer das Gleiche wie mittags. Doch abends warten Laura und ich schon auf das verschmitzte Lächeln der Jungs, die uns heimlich aus der Küche winken. Juhu! Es gibt wieder Salat! Heimlich haben Innocent und Zakehle Salat im Garten gepflückt und bereiten ihn jetzt hinter dem Küchenhäuschen zu. Wir sind eingeladen zu dem Festmahl und helfen natürlich gerne, den Salat zu zupfen. Zusammen mit den Bohnen und dem Maispap gibt das doch ein ganz anständiges Abendessen. So hocken wir da bis nach sieben. Jetzt ist es langsam Zeit, die Kinder alle zusammenzutreiben, damit sie sich alle die Zähne putzen. Um viertel vor acht möchte ich ihnen wieder vorlesen. Im „Sittingroom“ setzen sich diejenigen, die möchten zusammen und lauschen der Geschichte von Huckleberry Finn. Simanga ist schon auf meinem Schoß schon eingeschlafen. Es ist also höchste Zeit für die Kinder, ins Bett zu gehen. Ich bin auch schon ganz müde. Doch ins Bett kann ich noch lange nicht. Erst muss ich noch allen Kindern ausgiebig eine gute Nacht wünschen. Manchen auch zweimal oder dreimal. „sleep well! Lala kahle!“ heißt es dann. Bei 36 Heimkindern kann das dann dauern, bis man sich von allen für die Nacht verabschiedet hat.
Jetzt habe ich Zeit, zu duschen. Oder das zu tun, was ich hier als duschen bezeichne. Ich hocke mich in die Badewanne, lasse den Hahn, der etwa auf Schienbeinhöhe ist und aus dem ausschließlich kaltes Wasser kommt, laufen. Nun versuche ich mit dem Wasser meinen Körper sauber zu bekommen. Und man wird hier im Laufe des Tages schmutzig. Ob man will oder nicht. Weiße Anziehsachen sind tabu.
Als ich das geschafft habe bin ich auch schon wieder wach, dank dem kalten Wasser. Dennoch gehe ich jetzt in Lauras und mein Zimmer. Auf dem Weg dort hin kommen mir noch viel zu viele Kinder entgegen. Hatte ich ihnen nicht gesagt, sie sollen ins Bett gehen? Sie wollen mir nochmal „gute Nacht“ sagen. Na gut. Ein letztes mal. Jetzt aber ab ins Bett. Ich wusel mich durch die Kinder durch und gelange schließlich in mein Zimmer. Tür zu! Ruhe! Naja, nicht ganz. Hören kann ich die Kinder immernoch. Ich lege mich gerade in mein Bett, da klopft es an der Tür. Es ist Dan. Er hat sich beim Fußballspielen verletzt und möchte, dass ich ihm die Verletzung verbinde. Eigentlich habe ich das Varbandszeug ja für mich mitgenommen, doch zum Glück brauchte ich es noch nicht. Also kann Dan es haben. Ich habe ja genug. Fertig verarztet. Dan raus, Tür zu! Ruhe? Ich lege mich ins Bett neben Laura, die schon in ihrem Tagebuch schreibt und ziehe hinter mir das Moskitonetz zu und stopfe es unter die Matratze. Zum Glück ist das Licht noch an. Es wird nämlich zentral an und aus geschaltet. Es ist nur dann an, wenn der Motor für den Strom läuft. Und das ist vormittags, wegen des Büros und abends. Ist also ein Licht an, dann sind alle Lichter an. So habe ich noch ein bisschen Zeit zu lesen, bevor ich völlig geschafft um spätestens halb zehn einschlafe. Wieder ein Tag vergangen, ich freue mich auf morgen. Gute Nacht! Lala kahle!







3 Kommentare:

Jörg Basler hat gesagt…

Schöner Bericht.
Ich kann mir den Tagesablauf so gut vorstellen.

Jörg und Sabine on tour hat gesagt…

Hallo Paula,
hatten uns schon ein wenig Sorgen gemacht wegen der chaotischen Zustände. Dein Tagesablauf klingt jetzt zwar immer noch nach sehr viel Arbeit, aber auch nach Routine und kleinen Rückzugsmöglichkeiten. Ich als Grundschullehrer kann mir die Belastungen hervorragend vorstellen. Ist wahrscheinlich so ähnlich wie eine Klassenfahrt. Einer der Unterschiede: Elefanten habe ich da noch nie gesehen.

Weiterhin viel Freude mit den Kindern und der großartigen Natur wünschen Sabine und Jörg

Nadja hat gesagt…

hi ihr lieben!
mensch ich vermiss euch!
hoff euch gehts gut!..und ihr habt euch gut in eurem häuschen eingelebt! sagt peace bitte nachträglich alles, alles liebe zum geburtstag! ich war gestern nachmittag/abend nicht zuhause..vielleicht ruf ich nachher mal noch kurz an:)
würd echt gern mal wieder mit euch sprechen!!!!...vermiss euch echt!machts gut! grüßt mir doch bitte die jungs und mädels!und die nomsa, die busi, den chief, die anna, den desmond,....küsse, big hug!
nadja