Donnerstag, 10. Dezember 2009

Nikolaus-Zeitungsartikel

Der Schuh vom Nikolaus

Nur noch ein paar mal schlafen, dann ist Weihnachten. Ich weiß noch genau, wie ich als kleines Kind schon im Oktober anfing, die Tage zu zählen bis es so weit war. Bis die Helferengelchen vom Weihnachtsmann endlich kamen um die Geschenke zu bringen. Als dann nach dem wohl längsten Tag des Jahres am Abend endlich die Tür zum Wohnzimmer geöffnet wurde kamen der hell erleuchtete Weihnachtsbaum und die unzähligen Geschenke zum Vorschein. Darauf habe ich ein Jahr gewartet!
Schon Monate vorher geht das Weihnachtsgeschäft los. Schon im Sommer fängt man an, die Wunschliste zu schreiben. Schon im September läuft „last christmas“ im Radio. Schon im Oktober hat man sich durch Spekulatius den Winterspeck angefuttert und schon ab dem ersten Dezember wird die Wartezeit auf die Geschenke durch den Adventskalender verkürzt. Das Wetter stimmt einen dann auch auf die gemütliche Jahreszeit ein und man möchte am liebsten schon ab November Weihnachtsurlaub haben.
Doch ganz anders ist es hier in Südafrika. Neulich habe ich mich bei knapp vierzig Grad von Schatten zu Schatten gemüht und bin doch tatsächlich auf einen Weihnachtsbaum im Schaufenster gestoßen. Der gehörte da nicht hin. Wenn ich nicht jetzt schon Weihnachtskarten für Freunde zuhause vorbereiten würde, weil man nie abschätzen kann, wie lange die Post braucht, wäre die Vorweihnachtszeit völlig unbemerkt an mir vorbei gegangen. Natürlich nur, weil ich die Weihnachtsartikel im Supermarkt gekonnt ignoriere, weil sie da einfach nicht hingehören. Weihnachten ist im Winter und der Winter ist kalt. Aber nicht in Südafrika. Nicht in Malelane. Und schon gar nicht in dem Heim in dem ich meinen Freiwilligendienst verbringe. Zugegeben, die letzten Tage waren hier wahrscheinlich regnerischer als in Deutschland, doch von Weihnachten keine Spur.
Kein Spekulatius für die Kinder, keine Wunschlisten, kein Adventskalender. Wir Freiwilligen geben unser Bestes – von dem, was wir haben. Zum größten Teil ist das Liebe und da Weihnachten das Fest der Liebe ist, ist das doch gar nicht so schlecht.
Der große Tag - hier der 25.12. - rückt jedoch, ob man die Tage nun zählt oder nicht, immer näher. Dann sollen vierzig Kinder beschenkt werden. Und mittlerweile weiß ich, dass die Geschenke nicht vom Weihnachtsmann gebracht werden.
Doch wir Europäer sind ja verwöhnt. Bei uns gibt es nicht nur den Weihnachtsmann. Nein, bei uns gibt es auch den Nikolaus. Wenn man Glück hat, artig war und auch die Schuhe schön geputzt und vor die Tür gestellt hat, wird man dann schon am 6. Dezember beglückt. In der Schule wird dann mit dem geprahlt, was der Nikolaus alles gebracht hat. Hier dagegen hätte noch nicht einmal jedes Kind Schuhe, die es vor die Tür stellen könnte. Das wird wohl ein Problem werden, denn Laura – sie verbringt das ganze Jahr gemeinsam mit mir hier im Heim – und ich möchten ein paar deutsche Traditionen einbringen und den Nikolaus nach Südafrika holen. Aber ein Schuh wäre pro Kind wohl aufzutreiben. Schuhpaare werden hier nämlich geteilt. Beim Fußball trägt dann Zakhele den einen und Ntwanano den anderen Schuh. Warum sie nicht gleich barfuß spielen bleibt mir ein Rätsel. Die Schuhe werden dann aber mit Liebe gepflegt und mit Händen und Füßen verteidigt. Also kann sich der Nikolaus schon mal auf den Weg machen, um 40 Kindern in Südafrika ein Strahlen in die Augen zu zaubern. Und vielleicht bringt der Weihnachtsmann ja dieses Jahr sogar einen zweiten Schuh für jedes Kind.

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